Post by Ralph LehmannPost by Daniel RoeddingPost by Ralph LehmannEs gibt durchaus Unterschiede. Beachte z.B. die Debatten über
Mindestlöhne. Erbschaftssteuer etc.
Die Mindestlohndebatte ist eine Scheindebatte wo keine Partei
eine wirklich klare Linie hat.
Falsch.
Aha? Du weißt mehr?
Ich sehe nur, daß die Mindestlohndebatte periodisch von einigen
Mitgliedern der SPD vorangetrieben wird. Und gleichzeitig aus
dem "linken" Lager wiederum blockiert wird, weil sich dadurch
indirekt die Macht der Gewerkschaften abschwächen würde.
Mindestlöhne sind auch schon von Wirtschaftsexperten anderer
Parteien und unabhängigen Einrichtungen gefordert worden. Da
war dann die SPD auch immer dagegen.
Der CDU/CSU ist die Mindestlohndebatte im großen und ganzen egal.
Es bleibt ein politisches Thema, welches der SPD nahe steht.
Nur: warum wurden in Deutschland in mehr als einem halben
Jahrzehnt SPD-Regierung keine Mindestlöhne eingeführt? Man
hatte doch mal eine deutliche Mehrheit... Merkst Du was?
Post by Ralph LehmannPost by Daniel RoeddingDie Erbschaftssteuerdebatte ordne ich in der derzeitigen Form
unter "Schaukampf" ein.
Du kannst einordnen, wie Du möchtest. Ist für die reellen Gegebenheiten
ohne Belang.
So wie die Erbschaftssteuerdebatte ohne Belang ist, was ja
meine vorangegangene These war?! =:->
Post by Ralph LehmannPost by Daniel RoeddingPost by Ralph LehmannPost by Daniel RoeddingBezogen z. B. auf die ganze Überwachungsstaat-Debatte kann man
das übrigens auch daran sehen, daß der ganze Überwachungsterror
mit den Stimmen fast aller derzeit im Parlament vertretenen
Parteien zustandegekommen ist.
Fast aller? Heißt konkret CDU + SPD. Fast aller ist was anderes.
Bei den meisten Gesetzen hat mindestens eine aus FDP und Grüne
ebenfalls zugestimmt.
Bring mal ein paar Beispiele, bitte.
Hier mal drei auf die Schnelle:
TMG 2007: enthält weitreichende Kompetenzen für Auskunftsersuchen
der (Musik-/Rechteinhaber-)Industrie, die bezogen auf datenschutz-
rechtliche Fragen nicht unkritisch sind. Die FDP hat "schweren
Herzens" zugestimmt.
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/83911
TKG 2004: der Kreis der Unternehmen, für die die im TKG formulierten
Überwachungspflichten gelten, wurde ausgeweitet. Die Grünen
stimmten zu.
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/45472
TKG initial mit Einführung TKÜV: wurde mit den Stimmen der
Grünen *und* der FDP verabschiedet. Die FDP hat dann ein paar
Jahre später gemerkt daß sie da wohl einem ziemlichen Bock
zugestimmt hat und doch noch Kritik geübt. Zu Änderungen
am status quo hat das dann aber nicht mehr geführt.
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/20004
Wenn man nur diese drei Beispiele betrachtet sieht man, daß
die FDP sich als "Wendehals" verhält und zwar ideologisch
gegen den Überwachungswahn ist, letztlich aber keine wirkungs-
volle Opposition leistet. Und die Grünen haben bei allem,
was das TKG betrifft, immer fleißig abgenickt. Also auch
nicht unbedingt eine Kontraposition.
Bleibt also das von mir ursprünglich Postulierte.
Post by Ralph LehmannPost by Daniel RoeddingPost by Ralph LehmannPost by Daniel RoeddingHeißt aber in Konsequenz auch,
daß jemand, der z. B. diesen Überwachungsstaat nicht will,
keine dieser Parteien mehr wählen sollte.
Falsch. Siehe oben.
Falsch. Siehe oben.
Ich warte ...
Das Thema sollte nun erledigt sein.
Post by Ralph LehmannPost by Daniel RoeddingPost by Ralph LehmannWieder falsch. Was dabei herauskommt, kannst Du sehr schön am Beispiel
Sachsen sehen. Details recherchierst Du selbst, danke.
Post by Daniel Roedding*Das* ist es doch, wovor sie Angst haben.
Man hat in Sachsen davor Angst, dass ausländische Investoren sich
abwenden. Zurecht.
Gleichzeitig sieht man aber auch, daß die Parteien allgemein
mehr Besonnenheit in ihrer Öffentlichkeitskommunikation an den
Tag legen.
Ich lach mich tot. Ich bin hier zu Hause und weiß, was abgeht. Bitte
informiere Dich, danke.
In Sachsen fällt zumindest im Vergleich mit anderen Bundesländern
auf, daß man sich seitens der "etablierten" Parteien gewisse Blößen
nicht gibt. Siehe z. B. die Thematik der Mittelverwendung aus
der Aufbauförderung Ost.
Post by Ralph LehmannPost by Daniel RoeddingDas sehe ich als indirekten Verdienst der NPD-Präsenz an.
Die NPD hier ist erfolgreich damit beschäftigt, die eigene Fraktion zu
demontieren und ihre tollen Abgeordneten in diversen Prozessen zu
unterstützen. Es geht dabei nicht um Politik - nein, nur um gewöhnliche
Kriminalität.
Ich habe nie behauptet, daß die NPD-Fraktion in Sachsen eine
besonders wertvolle Politik machen würde. Ich sehe sie eher
als ein regelmäßig präsentes Mahnmal an.
Post by Ralph LehmannPost by Daniel RoeddingPost by Ralph LehmannPost by Daniel RoeddingMan muß letztlich
die Politiker zwingen, wieder eine ehrlichere, stringentere
Politik zu machen.
So funktioniert das aber nicht. Gründe Deine eigene Partei und versuche
es selbst.
Daß es so nicht funktioniert ist Deine sture Behauptung. Du kannst
sie nicht nachweisen.
HINT: Es ist an dem, der behauptet, dass etwas so und nicht anders ist,
zu beweisen, dass dem so ist. Du könntest auch behaupten, der Mond sei
ein Eierkuchen, der Beweis, dass dem nicht so ist, ist kaum möglich.
Du stellst hier Thesen auf, also beweise sie oder mache sie wenigstens
glaubhaft.
Daß sich Herrschende so verhalten, daß sie möglichst keinen
Machtverlust erleiden ist eigentlich etwas, was sich durch
die gesamte Geschichte überall zieht. Der Umkehrschluß, eine
Politik beeinflussen zu können indem man eine Situation
schafft, in der Machtverlust droht, ist daher nur logisch.
Post by Ralph LehmannPost by Daniel Roedding*Das* macht sie als Instrument der
Opposition attraktiv.
Aha. Du marschierst mit jeder Partei, egal, was sie fordert, Hauptsache
gegen die Großen. Pol Pot inclusive?
Zwischen NPD einerseits und "Pol Pot" andererseits liegen doch
noch Welten. Wir sind uns ja - am Beispiel Sachsen betrachtet -
einig, daß die NPD in ihrer Rolle als parlamentarische Splitter-
fraktion nun nicht unbedingt eine reale Gefahr darstellt.
Vielmehr handelt es sich um eine "gefühlte Bedrohung" des
politischen Etablissements. Und auf genau die stelle ich mit
meiner Argumentationslinie ja ab.
Mal ganz davon ab:
Es gibt tatsächlich parteiprogrammatisch mittlerweile immer mehr
Punkte, bei denen man sich fragen muß, ob die NPD möglicherweise
nicht doch völlig daneben liegt. Dabei meine ich speziell die
folgenden beiden:
1. Europa-Thematik: Die NPD ist nicht gegen Europa, aber gegen
ein "assimiliertes Europa" in welchem der Staatlichkeitscharakter
der einzelnen Mitgliedsstaaten verschwindet. So steht die NPD
auch gegen die EU-Verfassung. Damit steht sie in der deutschen
Parteienlandschaft ziemlich allein da, bzw. anders formuliert
wer in Deutschland auf demokratischem Wege seine Stimme gegen
eine EU-Verfassung abgeben möchte kann das faktisch nur tun,
indem er die NPD stärkt.
2. Ausländerthematik: Hier stärkt im Prinzip die Argumentations-
linie der großen Parteien indirekt die Thesen der NPD. Wenn
ich mir zum Beispiel diesen Strohmann vom "islamischen Terror"
ansehe, unter dessen Deckmäntelchen hier eine Menge gesetz-
geberischer Repression durchgesetzt wurde, dann muß man sich
ernsthaft fragen, ob nicht der NPD-Ansatz der Vernünftigere
wäre. Warum das gesamte Volk unter Generalverdacht stellen,
Grundrechte aushöhlen, systematische Überwachung einführen,
wenn es doch eh angeblich nur um "Ausländerterror" geht?
Warum nicht einfach eine straffere Politik gegenüber Ausländern
einführen?
Anmerkung zu 2.: Ich möchte mit obenstehendem nicht sagen, daß
das unbedingt meine Meinung wäre. Ich nehme nur die Argumentations-
linie der Großparteien an dieser Stelle mal wörtlich. Die sind
es doch, die uns das Bild vom gefährlichen Ausländer vermitteln.
Gleichzeitig lehnen sie eine gezielte Ausländerpolitik als
"extremistisch" ab. Das ist Schizophrenie pur.
Daniel