Post by Andreas BockelmannPost by Yoon Soonochmal: was beweist du damit? Dass die Nazis eine weniger sinnvollere
methode gewählt haben, allenfalls.
Bislang hat noch niemand in dieser Newsgroup einen Beweis dafür
angebracht, dass es überhaupt einen Gaskammereinsatz der Nazis gegen
Menschen gegeben hat.
Die Gaskammern sowie der geplante Massenmord (u.a. den Juden) ist schon
100-fach bewiesen, und muß daher nicht erneut bewiesen werden.
Lies die Protokolle zu den Nürnbergern Prozessen.
Post by Andreas BockelmannOb nun Zyklon-B eingesetzt wurde, Leuchtgas, Kohlenoxyde oder was auch
immer stelle ich völlig frei.
Deine Rhetorik ist krank. Es geht nicht darum "irgendwelche" Details zu
beweisen oder zu widerlegen, sondern es geht darum, ob der systematsiche
Massenmord an rd. 12 - 18 Millionen Menschen stattfand - und das tat er.
Post by Andreas BockelmannIhr argumentiert permanent mit der "Offensichtlichkeit", mit der
Meinerzhagen sämtliche Sachbeweisanträge sowohl im Horst-Mahler-Prozess
als auch im Prozess gegen Ernst Zündel abwies.
Sachstände, die allgemein bekannt sind, die bereits in "hunderten" von
Prozessen bewiesen wurden und für die es tausende von Zeugen gibt sind
offensichtlich. Sie brauchen nicht erneut "bewiesen" zu werden.
Post by Andreas BockelmannDas lässt schon vermuten, dass es hier nicht um die Wahrheitsfindung
geht, sondern einzig und allein um eine große Vertuschungskampagne.
Nein - es geht um Volksverhetzung und volksverhetende und beleidigende
Aussagen.
Post by Andreas BockelmannIhr könnt den Menschen wiederholt die "Wahrheit" (tm) eintrichtern, wie
kleinen Kindern den Babykanal im Fernsehen. Bei ausreichender
Wiederholungsfrequenz wird es auch einen Lerneffekt geben, in der Form,
dass im Gehirn Spuren angelegt werden (durch wachsende Verknüpfungen der
Synapsen). Aber Ihr werdet dabei immer einen gewissen Prozentsatz
Menschen erdulden müssen, die nicht alles stumpf glauben und
verinnerlichen, was ihnen vorgesetzt wird, sondern die jede vorgesetzte
These einzeln hinterfragen.
Ja, kleiner vho.org Leser. Du nimmst ja deine Weißheiten nur durch den
Konsum einschlägig rechtsradikaler Webseiten in dich auf, und scheinst den
Stuß auch noch zu glauben...
Post by Andreas BockelmannIch habe dieses schon vor 35 Jahren im Gottesdienst so gehalten, dass
ich nicht alles das bedingungslos geglaubt habe, was der Dechant vorne
erzählte, es hat mich durch meine Schullaufbahn und durchs Studium
begleitet und natürlich auch im Berufsleben. Ich geben offen zu, dass
ich mir dadurch nicht nur Freunde gemacht habe.
Ja, und stell dir vor, ich gehöre überhaupt nicht zu den Gottesgläubigen,
jedoch hab ich keinen begründbaren Zweifel an dem Massenmord, der gemeinhin
als Holocaust bezeichnet wird.
Post by Andreas BockelmannWer von Euch mehr über das Thema Lernprozesse erfahren möchte, dem sei
der Vortrag von Prof. Dr. Dr. Martin Spitzer "Vorsicht Bildschirm" ans
Herz gelegt. Der Mann ist nicht nur Psychater sondern auch
Gehirnforscher und zeigt in seinem Vortrag sehr anschaulich die
Gefährlichkeit von Bildschirmmedien auf. (U.a. die zunehmende Verblödung
der Menschheit).
Jo, das stammt doch bestimmt auch nicht von dir, sondern hast du von irgend
einer rechtextremen Webseite.
Aber so lange die Faschos noch glauben "die Juden" kontrollieren die Welt,
und hätten die Weltkriege angezettelt, so lange kann man das Pack nicht
ernst nehmen....
...du glaubst doch ganz sicher auch daran, dass die Juden die Welt
kontrollieren....nicht war?
Schon mal dran gedacht nach einem Beweis zu fragen - oder hier zu
präsentieren?
Post by Andreas BockelmannUm das ganze zu vertiefen, else ich gerade das dem Vortrag
zugrundeliegende Buch.
[..ellenlanges Geschwurbel über Lerntheorie gelöscht..]
Wenn mir heute ein Arzt sagen würde, ich sei unheilbar erkrankt und
hätte noch zwei Wochen zu leben, so könnte ich dieses glauben oder
hinterfragen. Mit der zweiten Möglichkeit bin ich bisher ganz gut durchs
Leben gekommen, wenn ich vielleicht auch mit der ersten Möglichkeit
weniger oft Probleme bekommen hätte, denn viele "Eintrichterer" mögen
keine kritischen Nachfragen.
"Kritisch" Nachfragen kann man von vielen Seiten.
So könnte man z.B. Fragen, wenn doch die Nazis die Juden so sehr gehasst
haben und sie für alles "Schlechte" in der Welt verantworlich gemacht
haben, wie sie es überall verlautbart hatten, welchen Beweis gibt es dafür,
das die Nazis die Juden nicht massenhaft ermordet haben?
Die Nazis haben ja sogar ihre "eigenen" Leute ermordet, wenn sie irgendwie
behindert waren - nannte sich Aktion T4.
Wie sollte das erklärbar sein, dass die Nazis ihre "eigenen" Leute
vergasten und die Juden, die sich über alles hassten, am Leben gelassen
hätten?
Aus purer Nächstenliebe? Doch wohl kaum.
Aber du darfst gerne mal lesen, wie es in so einem Konzentrationslager zu
ging:
Vierundvierzigster Tag.
Montag, den 28. Januar 1946.
Vormittagssitzung.
M. DUBOST: Hoher Gerichtshof! Wir werden diesen Teil des französischen
Anklagevortrags mit der Vernehmung einer Zeugin fortsetzen, die mehr als
drei Jahre in deutschen Konzentrationslagern gelebt hat.
[Die Zeugin betritt den Zeugenstand.]
VORSITZENDER: Stehen Sie bitte auf; wollen Sie den französischen Eid
schwören. Wollen Sie mir Ihren Namen nennen.
ZEUGIN CLAUDE VAILLANT-COUTURIER: Claude Vaillant-Couturier.
VORSITZENDER: Wollen Sie mir nachsprechen: Ich schwöre ohne Haß und Furcht
zu sprechen, die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit, nichts als die
Wahrheit.
[Die Zeugin spricht die Eidesformel nach.]
VORSITZENDER: Heben Sie die rechte Hand und sagen Sie: Ich schwöre.
VAILLANT-COUTURIER: Ich schwöre.
VORSITZENDER: Setzen Sie sich und sprechen Sie langsam.
M. DUBOST: Ihr jetziger Name ist Frau Vaillant- Couturier?
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
M. DUBOST: Sind Sie Witwe von Herrn Vaillant- Couturier?
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
M. DUBOST: Sie sind in Paris am 3. November 1912 geboren?
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
M. DUBOST: Sie sind französische Staatsangehörige?
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
M. DUBOST: Geborene Französin?
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
M. DUBOST: Waren Ihre Eltern französischer Nationalität?
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
M. DUBOST: Sie sind Abgeordnete der Konstituierenden Versammlung?
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
M. DUBOST: Sie sind Ritter der Ehrenlegion?
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
M. DUBOST: Wurden Sie kürzlich von General Legentilhomme im Palais des
Invalides ausgezeichnet?
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
M. DUBOST: Sie wurden verhaftet und deportiert? Können Sie nun Ihre
Zeugenaussage abgeben?
VAILLANT-COUTURIER: Ich wurde am 9. November durch die französische Polizei
des Marschalls Pétain verhaftet und nach sechs Wochen den deutschen
Behörden übergeben. Ich kam am 20. März in die deutsche Abteilung des
Gefängnisses La Santé. Ich wurde am 9. Juni 1942 verhört. Am Ende meiner
Vernehmung wollte man mich veranlassen, eine Erklärung zu unterzeichnen,
die meinen Angaben nicht entsprach. Da ich mich weigerte, diese Erklärung
zu unterschreiben, bedrohte mich der verhörende Offizier, und als ich ihm
sagte, daß ich mich vor dem Tode und dem Erschießen nicht fürchte,
antwortete er: Wir haben viel schlimmere Mittel zur Verfügung als das
Erschießen, um Leute dem Tode zu überantworten. Und der Dolmetscher
erklärte mir: Sie wissen nicht, was Sie jetzt getan haben. Man wird Sie in
ein deutsches Konzentrationslager schicken, und von dort kommt man nie
zurück.
M. DUBOST: Wurden Sie danach ins Gefängnis gebracht?
VAILLANT-COUTURIER: Ich wurde in das Santé- Gefängnis zurückgebracht und
dort in Einzelhaft gehalten. Ich konnte mich aber durch die Kanalisation
und die Fenster mit meinen Nachbarn in Verbindung setzen. In den Zellen
neben mir befanden sich der Philosoph Georges Politzer und der Physiker
Jacques Solomon, Schwiegersohn von Professor Langevin, einem Schüler von
Curie, einem der ersten, der sich mit der Atomzertrümmerung befaßt hatte.
Georges Politzer erzählte mir durch die Kanalisation, daß er bei seinem
Verhör, nachdem man ihn gefoltert hatte, gefragt wurde, ob er nicht
theoretische Schriften für den Nationalsozialismus schreiben wolle. Da er
dies ablehnte, wurde ihm gesagt, daß er zur ersten Gruppe von Geiseln
gehören werde, die erschossen werden sollten.
Auch Jacques Solomon wurde entsetzlich gefoltert, dann in den Kerker
zurückgebracht, aus dem er erst am Tage seiner Erschießung wieder
herausgeführt wurde, um sich von seiner Frau, die ebenfalls im
Santé-Gefängnis eingesperrt war, zu verabschieden. Hélene Solomon-Langevin
erzählte mir in Romainville, wo ich sie, nachdem ich das Gefängnis La Santé
verlassen hatte, wiedersah, daß ihr Gatte, als sie ihn umarmen wollte,
stöhnte und sagte: Ich kann Dich nicht in meine Arme nehmen, denn ich kann
sie nicht mehr bewegen.
Jedesmal, wenn die Gefangenen von Verhören zurückkamen, hörte man aus
den Kerkerfenstern ihr Stöhnen; sie sagten, daß sie sich nicht mehr bewegen
könnten.
Während dieser fünf Monate meines Aufenthaltes im Gefängnis La Santé
hat man mehrere Male Geiseln geholt, um sie zu erschießen.
Als ich das Gefängnis La Santé am 20. August 1942 verließ, wurde ich
zur Festung Romainville gebracht, die als Geisellager diente. Dort habe ich
zweimal, und zwar am 21. August und am 22. September, die Aushebung von
Geiseln mit angesehen. Unter den weggebrachten Geiseln waren die Ehegatten
der Frauen, die mit mir nach Auschwitz gebracht wurden. Die meisten
derselben starben dort. Diese Frauen wurden meist nur wegen der Tätigkeit
ihrer Männer verhaftet, sie selbst hatten an diesen Handlungen nicht
teilgenommen.
M. DUBOST: Wann sind Sie nach Auschwitz gebracht worden?
VAILLANT-COUTURIER: Am 23. Januar 1943, die Ankunft dort erfolgte am 27.
Januar.
M. DUBOST: Kamen Sie mit einem Transport dort an?
VAILLANT-COUTURIER: Ich gehörte einem Transport von 230 französischen
Frauen an. Unter uns befand sich Danielle Casanova, die in Auschwitz starb,
Mai Politzer, die in Auschwitz starb, ebenso Hélene Solomon. Es befanden
sich alte Frauen darunter...
M. DUBOST: Aus welcher sozialen Schicht kamen diese Frauen?
VAILLANT-COUTURIER: Intellektuelle, Lehrerinnen, aus allen sozialen
Schichten. Mai Politzer war Ärztin; sie war die Frau des Philosophen
Georges Politzer. Hélene Solomon ist die Frau des Physikers Solomon und die
Tochter des Professors Langevin. Danielle Casanova war Zahnärztin, sie war
sehr tätig unter den Frauen. Sie war es, die eine Widerstandsbewegung unter
den Frauen der Gefangenen organisierte.
M. DUBOST: Wieviele sind von 230 zurückgekommen?
VAILLANT-COUTURIER: Neunundvierzig. In dem Transport waren auch alte
Frauen; ich erinnere mich unter anderen an eine Frau von 67 Jahren, die
verhaftet wurde, weil sie in der Küche das Jagdgewehr ihres Mannes hatte,
das sie als Andenken an ihn aufbewahrt und nicht angemeldet hatte, damit
man es ihr nicht wegnehme. Sie ist in Auschwitz innerhalb von 14 Tagen
gestorben.
VORSITZENDER: Sie sagten, nur neunundvierzig kamen zurück? Verstehen Sie
darunter, daß nur neunundvierzig aus diesem Transport in Auschwitz ankamen?
VAILLANT-COUTURIER: Nein, nur neunundvierzig kamen nach Frankreich zurück.
Wir hatten unter uns auch Krüppel, so eine Sängerin, die nur ein Bein
hatte. Sie wurde ausgesucht und in Auschwitz vergast. Ferner ein junges
Mädchen von sechzehn Jahren, eine Schülerin, Claudine Guérin. Auch sie
starb in Auschwitz. Dann waren da zwei Frauen, die von dem deutschen
Militärgericht freigesprochen worden waren; sie hießen Marie Alonzo und
Marie-Thérese Fleuri; auch sie starben in Auschwitz.
Diese Reise war außerordentlich mühevoll, denn wir waren sechzig
Personen in einem Güterwagen, und man hat uns weder Nahrung, noch Getränk
während der ganzen Fahrt gegeben. Als wir bei verschiedenen Aufenthalten
des Zuges lothringische Soldaten, die in der deutschen Wehrmacht dienten
und unsere Wächter waren, fragten, wann wir ankommen würden, antworteten
sie uns: Wenn ihr wüßtet, wohin ihr kommt, würdet ihr euch nicht drängen,
anzukommen.
Wir erreichten Auschwitz am frühen Morgen. Die Güterwaggons wurden
entsiegelt, und man trieb uns mit Kolbenschlägen heraus, um uns in das
Lager Birkenau zu führen. Birkenau ist eine Nebenabteilung des
Konzentrationslagers Auschwitz. Es liegt auf einer weiten Ebene, die im
Januar gefroren war. Während der ganzen Strecke haben wir unser Gepäck
nachgeschleppt. Als wir den Vorhof passierten, fühlten wir, daß die
Aussichten, wieder herauszukommen, sehr gering waren, denn wir waren
bereits skelettartigen Kolonnen auf ihrem Weg zur Arbeit begegnet. Bei
unserem Eintritt sangen wir die Marseillaise, um uns Mut zu machen.
Wir wurden in eine große Baracke geführt und dann zur Desinfektion.
Dort rasierte man uns den Kopf und tätowierte uns auf dem Unterarm die
Eintragungsnummer. Dann brachte man uns in einen großen Raum, um ein
Dampfbad und eine eiskalte Dusche zu nehmen.
All dies geschah in Anwesenheit von SS-Männern und -Frauen, obwohl wir
uns nackt ausziehen mußten. Sodann gab man uns schmutzige und zerrissene
Kleider, einen Rock aus Wolle und eine Jacke aus ähnlichem Stoff. Da diese
Vorgänge mehrere Stunden in Anspruch nahmen, konnten wir von den Fenstern
unseres Blockes in das Lager der Männer sehen; gegen Abend spielte ein
Orchester. Da es schneite, fragten wir uns, was der Grund dieser Musik sei.
In diesem Augenblick kehrten die Arbeitskommandos der Männer in das Lager
zurück. Hinter jedem Kommando gingen Leute, die Leichen trugen. Da diese
Häftlinge sich selbst kaum schleppen konnten, brachte man sie mit
Kolbenschlägen oder Fußtritten wieder auf die Beine, wenn sie zu Boden
stürzten.
Dann wurden wir zu dem Block geführt, wo wir wohnen sollten. Es gab
keine Betten, sondern nur Holzpritschen, in der Größe von zwei mal zwei
Metern, auf denen wir zu neunt ohne Strohsäcke und ohne Decken während der
ersten Nacht zu schlafen hatten. Wir verbrachten mehrere Monate in Blocks
dieser Art. Während der ganzen Nacht konnte man nicht schlafen, denn
jedesmal, wenn eine dieser neun Frauen sich rührte, störte sie die anderen,
und da alle krank waren, geschah dies unaufhörlich. Um 3.30 Uhr morgens
weckte uns das Geschrei der Aufseherinnen. Mit Knüppelschlägen wurden wir
von den Pritschen gejagt und zum Appell getrieben. Nichts in der Welt
konnte uns von diesem Appell dispensieren. Selbst die Sterbenden mußten
hingeschleppt werden. Dort standen wir in Reihen zu fünf, bis der Tag
anbrach, das heißt bis 7 oder 8 Uhr morgens im Winter, und wenn es nebelig
war, manchmal bis mittags; nachher machten sich die Kommandos auf ihren Weg
zur Arbeit.
M. DUBOST: Können Sie uns diese Appellszenen beschreiben?
VAILLANT-COUTURIER: Beim Appell wurden wir in Reihen zu fünf eingeteilt,
dann hatten wir bis Tagesanbruch zu warten, bis die Aufseherinnen, das
heißt, bis die deutschen weiblichen Wächter in Uniform kamen, um uns zu
zählen. Sie hatten Knüppel und verteilten damit aufs Geratewohl ihre
Schläge.
Wir hatten eine Kameradin, Germaine Renaud, Lehrerin in Azay-le-Rideau
in Frankreich, die vor meinen Augen durch einen Knüppelschlag während des
Appells einen Schädelbruch erlitt.
Die Arbeit in Auschwitz bestand in der Räumung von zerstörten Häusern,
in Straßenbau, und vor allem in der Trockenlegung von Sümpfen. Dies war bei
weitem die härteste Arbeit, weil man den ganzen Tag mit den Füßen im Wasser
stehen mußte und fortwährend die Gefahr bestand, einzusinken. Es geschah
immer wieder, daß eine. Kameradin, die oft bis zur Hüfte im Sumpf
eingesunken war, von uns herausgezogen werden mußte. Während der ganzen
Arbeitszeit wachten die männlichen und weiblichen SS-Aufseher über uns und
versetzten uns Knüppelschläge oder ließen ihre Hunde auf uns los. Vielen
Kameradinnen wurden die Beine von den Hunden zerrissen. Einmal habe ich
sogar gesehen, wie eine Frau von einem Hund zerfleischt und getötet wurde,
als der SS-Mann Tauber seinen Hund auf sie hetzte und bei dem Schauspiel
grinste.
Die Sterblichkeitsursachen waren außerordentlich zahlreich. Vor allem
ist der Mangel an jeglicher Hygiene zu nennen. Bei unserer Ankunft in
Auschwitz gab es für 12000 Häftlinge nur einen einzigen Wasserhahn, das
Wasser war nicht trinkbar und floß nur ab und zu. Da dieser Wasserhahn sich
in den deutschen Waschräumen befand, konnte man sich ihm nur nähern, wenn
man an einer Wache vorbeiging, die aus deutschen gemeinen Verbrecherinnen
bestand, die uns entsetzlich schlugen. Es war daher fast unmöglich, sich zu
waschen oder die Wäsche zu reinigen. Mehr als drei Monate vergingen, ohne
daß wir reine Wäsche anziehen konnten. Wenn es Schnee gab, ließen wir den
Schnee schmelzen, um uns waschen zu können. Später im Frühling benützten
wir auf unserem Weg zur Arbeit dieselbe Wasserlache am Straßenrande zum
Trinken und zum Waschen unserer Hemden und Hosen. Dann wuschen wir uns die
Hände in diesem schmutzigen Wasser. Unsere Kameradinnen starben vor Durst,
weil wir nur zweimal täglich ein Achtel Kräutertee zu trinken bekamen.
M. DUBOST: Bitte sagen Sie uns genau, woraus einer der Anfang Februar
abgehaltenen Appelle bestand?
VAILLANT-COUTURIER: Am 5. Februar fand ein allgemeiner Appell statt.
M. DUBOST: Am 5. Februar welchen Jahres?
VAILLANT-COUTURIER: 1943; 3.30 Uhr wurde das ganze Lager geweckt.
M. DUBOST: 3.30 Uhr früh?
VAILLANT-COUTURIER: Ja, das ganze Lager wurde geweckt und auf die Ebene
geschickt, während sonst der Appell um 3.30 Uhr im Innern des Lagers
stattfand. Wir blieben auf der Ebene vor dem Lager bei Schneefall bis 5 Uhr
nachmittags, ohne Nahrung irgendwelcher Art zu erhalten. Als dann das
Signal gegeben wurde, hatten wir eine nach der anderen durch ein Tor zu
gehen, und jede erhielt einen Knüppelschlag, um sie zum Laufen zu zwingen.
Diejenigen, die nicht laufen konnten, weil sie zu alt oder zu krank waren,
wurden mit einem Haken gefaßt und zum Block 25 geführt, dem Warteblock für
die Vergasung. An diesem Tage wurden zehn französische Frauen unserer
Gruppe auf diese Weise gefaßt und in den Warteblock gebracht. Nachdem alle
Verhafteten ins Lager zurückgebracht waren, wurde eine Kolonne gebildet,
der ich angehörte, um auf die Ebene zurückzukehren und die Toten
aufzuheben, die wie auf einem Schlachtfeld zerstreut herumlagen. Wir haben
unterschiedslos die Toten und die Sterbenden in den Hof von Block 25
gebracht. Sie sind dort zusammengepfercht liegen geblieben.
Dieser Block 25 war das Vorzimmer zur Gaskammer, wenn man so sagen
darf. Ich kenne ihn sehr gut, denn wir sind zu dieser Zeit in den Block 26
verlegt worden und unsere Fenster öffneten sich in den Hof des Blocks 25.
Man sah Mengen von Leichen im Hofe aufgehäuft, und von Zeit zu Zeit bewegte
sich unter diesen Leichen eine Hand oder ein Kopf, die versuchten, sich
freizumachen. Es war eine Sterbende, die sich loszulösen versuchte, um
weiter zu leben.
Die Sterblichkeit in diesem Block war noch schrecklicher als sonst,
denn, da es sich um zum Tode verurteilte Frauen handelte, gab man ihnen nur
das zu essen oder zu trinken, was zufällig in der Küche übrig blieb, das
heißt, daß sie praktisch tagelang keinen Tropfen Wasser bekamen.
Eines Tages hatte eine unserer Kameradinnen, Annette Epaux, eine schöne
junge Frau von 30 Jahren, die an diesem Block vorbeiging, mit diesen Frauen
Mitleid, die von früh bis abends in allen Sprachen schrieen; Zu trinken, zu
trinken, zu trinken, Wasser! Sie ist in unseren Block zurückgekommen, um
ein wenig Kräutertee zu holen. Aber im Augenblick, wo sie den Tee durch das
vergitterte Fenster reichte, wurde sie von der Aufseherin bemerkt, beim
Kragen gepackt und selbst in den Block 25 geworfen.
Ich werde mich mein ganzes Leben lang an Annette Epaux erinnern. Zwei
Tage später, auf dem Wagen, der zur Gaskammer führte, hielt sie eine andere
Französin an sich gepreßt, es war die alte Line Porcher, und als der Wagen
losfuhr, rief sie uns zu: Denkt an meinen kleinen Buben, wenn ihr nach
Frankreich kommt. Dann begannen sie alle die Marseillaise zu singen.
Im Block 25 sah man im Hof Ratten so groß wie Katzen herumlaufen, die
die Leichen annagten und sich sogar an die Sterbenden heranmachten, die
nicht mehr die Kraft hatten, sie zu verjagen.
Ein anderer Grund für die Sterblichkeit und für die Seuchen lag in der
Tatsache, daß man uns in großen roten Gefäßen zu essen gab, die nach dem
Essen nur mit kaltem Wasser gespült wurden. Da alle Frauen krank waren und
nicht mehr die Kraft hatten, sich nachts bis zum Graben hinzuschleppen, der
als Latrine benutzt wurde und dessen Anblick unbeschreiblich war, benutzten
sie die Eßgefäße für einen Zweck, für den sie nicht vorgesehen waren. Am
nächsten Morgen wurden diese Gefäße eingesammelt und zu einem Misthaufen
gebracht. Während des Tages kam eine andere Gruppe, um die Gefäße
einzusammeln, sie spülten sie einfach mit kaltem Wasser ab und setzten sie
wieder in Umlauf.
Ein anderer Grund für die Sterblichkeit war die Frage der Schuhe. Bei
diesem Schnee und Schmutz in Polen waren lederne Schuhe innerhalb 8 oder 14
Tagen vollständig verbraucht. Man hatte also erfrorene Füße und Fußwunden.
Man mußte auf diesen schmutzigen Schuhen schlafen, aus Angst, daß sie
gestohlen wurden. Und fast jede Nacht, wenn man zum Appell aufstand, hörte
man Schreie des Entsetzens: man hat mir die Schuhe gestohlen. Dann mußte
man warten, bis alle Blocks leer waren, um unter den Pritschen
zurückgelassene Schuhe zu suchen. Es waren oft zwei Schuhe für denselben
Fuß oder ein Schuh und ein Holzschuh. Das erlaubte, den Appell mitzumachen,
bei der Arbeit aber war es eine zusätzliche Folterung, es entstanden
Fußwunden, die sich aus Mangel an Pflege rasch verschlechterten. Zahlreich
ist die Anzahl meiner Kameradinnen, die ins Revier kamen, weil sie Wunden
an den Füßen hatten, und die nie mehr lebend herauskamen.
M. DUBOST: Was geschah denjenigen, die bei dem Appell ohne Schuhe
erschienen?
VAILLANT-COUTURIER: Die jüdischen Internierten, die ohne Schuhe kamen,
wurden sofort zum Block 25 gebracht.
M. DUBOST: Man hat sie also vergast?
VAILLANT-COUTURIER: Ja, man hat sie wegen nichts vergast. Übrigens war ihre
Lage entsetzlich. Während wir in den Blocks zu 800 zusammengepfercht waren
und uns dabei kaum rühren konnten, waren sie in Blocks von ähnlichen
Abmessungen zu 1500, das heißt eine große Anzahl von ihnen konnte nachts
nicht schlafen und sich nicht einmal ausstrecken.
M. DUBOST: Können Sie von dem Revier sprechen?
VAILLANT-COUTURIER: Um in das Revier zu kommen, mußte man zuerst den Appell
mitmachen.
M. DUBOST: Wollen Sie bitte genau erklären, was das Revier im Lager war?
VAILLANT-COUTURIER: Das waren die Blocks, in denen die Kranken
untergebracht wurden. Man kann diesem Ort nicht den Namen »Lazarett« geben,
weil er in keiner Weise dem entsprach, was man sich unter Lazarett
vorstellt. Um hineinzukommen, mußte man zuerst die Genehmigung des Chefs
des Blocks bekommen, die dieser nur selten gab. Wenn man diese Bewilligung
endlich erhalten hatte, wurde man in Kolonnen vor das Revier gebracht, bei
jedem Wetter, gleichgültig ob es schneite oder regnete; auch mit 40 Grad
Fieber mußten die Kranken mehrere Stunden Schlange stehen, um eingelassen
zu werden. Es ist sehr häufig vorgekommen, daß Kranke vor der Türe des
Reviers gestorben sind, noch bevor sie hineingekommen waren. Übrigens war
auch das Warten vor dem Revier gefährlich, denn, wenn die Schlange zu lang
war, packte ein SS-Mann die wartenden Frauen zusammen und führte sie
sogleich zum Block 25.
M. DUBOST: Das heißt zur Gaskammer.
VAILLANT-COUTURIER: Das heißt zur Gaskammer. Deswegen haben die Frauen oft
vorgezogen, nicht zum Revier zu gehen, sie starben bei der Arbeit oder
während des Appells. Täglich wurden im Winter nach dem Abendappell tote
Frauen aufgehoben, die in die Gräben gerollt waren.
Der einzige Vorteil des sogenannten Reviers war, daß man im Bett lag
und nicht zum Appell gehen mußte. Man lag zu Bett unter fürchterlichen
Umständen, in Betten von 1 m Breite zu viert, mit verschiedenen
Krankheiten, was dazu führte, daß eine Frau, die wegen Beinwunden
angenommen worden war, anschließend Typhus oder Ruhr von ihrer Nachbarin
bekam. Die Strohlager waren beschmutzt, sie wurden erst gewechselt, wenn
sie vollständig verfault waren. Die Decken waren so verlaust, daß man
dieses Ungeziefer wie Ameisen herumlaufen sah.
Eine meiner Kameradinnen, Marguerite Corringer, erzählte mir, daß sie
während ihres Typhus die ganze Nacht nicht schlafen konnte wegen der Läuse.
Sie verbrachte die Nacht damit, ihre Bettdecke über einem Stück Papier
auszuschütteln, die Läuse in einem Gefäß bei ihrem Bett zu sammeln und so
stundenlang weiter.
Es gab sozusagen keine Arzneimittel. Man ließ die Kranken ohne Pflege,
ohne Hygiene, ohne sie zu waschen. Man ließ die Toten mehrere Stunden lang
neben den Kranken liegen, und wenn man schließlich bemerkte, daß diese
Kranken gestorben waren, wurden sie ganz einfach aus dem Bett
herausgeworfen und vor den Block gelegt. Von dort wurden sie von der
Kolonne der Totenträgerinnen auf kleinen Tragbahren, aus denen Kopf und
Beine herunterhingen, weggebracht. Von morgens bis abends gingen die
Totenträgerinnen zwischen Revier und Totenhaus hin und her.
Während der großen Typhusepidemien in den Wintern 1943 und 1944 wurden
die Tragbahren durch Karren ersetzt, da es so viele Tote gab. Während
dieser Epidemien hat es 200 bis 350 Todesfälle pro Tag gegeben.
M. DUBOST: Wieviele Leute sind damals gestorben?
VAILLANT-COUTURIER: Während der großen Typhusepidemien der Winter 1943 und
1944 gab es je nach den Lagen 200 bis 350 täglich.
M. DUBOST: War das sogenannte Revier für alle Internierten offen?
VAILLANT-COUTURIER: Nein, als wir ankamen, war es den jüdischen Frauen
untersagt, sie wurden direkt in die Gaskammer geführt.
M. DUBOST: Wollen Sie von der Desinfektion der Blocks sprechen, bitte.
VAILLANT-COUTURIER: Von Zeit zu Zeit wurden die Blocks wegen des Schmutzes,
der die Verlausung und das Entstehen von Seuchen begünstigte, mit Gas
desinfiziert. Aber diese Desinfektion hat ebenfalls eine große Anzahl von
Toten gekostet, weil, während der Block vergast wurde, die Gefangenen zu
den Duschen gebracht wurden, wo man ihnen die Kleider wegnahm, um sie zu
desinfizieren. Man hieß sie ganz nackt draußen stehen, bis die Kleider von
der Desinfektion wiederkamen. Man gab sie ihnen ganz naß zurück. Man hat
sogar die Kranken zu diesen Duschen geschickt, solange sie auf den Beinen
stehen konnten. Selbstverständlich starb eine sehr große Anzahl von ihnen
unterwegs. Diejenigen, die sich nicht rühren konnten, wurden während der
Desinfektion alle in derselben Badewanne gewaschen.
M. DUBOST: Wie wurden Sie ernährt?
VAILLANT-COUTURIER: Wir bekamen 200 Gramm Brot, je nachdem, dreiviertel
oder einhalb Liter Mohrrübensuppe, einige Gramm Margarine und eine Scheibe
Wurst am Abend. Das jeden Tag.
M. DUBOST: Wie schwer auch die Arbeit war, die man von den Häftlingen
forderte?
VAILLANT-COUTURIER: Ja, ohne Rücksicht auf die Arbeit, die man von den
Häftlingen verlangte. Einige Frauen, die in der Fabrik »Union« arbeiteten,
einer Munitionsfabrik, in der sie Handgranaten und Geschosse herstellten,
bekamen eine Zulage, wenn der bestimmte Erzeugungssatz erreicht war. Diese
Häftlinge hatten, ebenso wie wir, an den Morgen- und Abendappellen
teilzunehmen und waren zwölf Stunden lang in ihrem Werk bei der Arbeit. Sie
kamen nach der Arbeit ins Lager zurück und mußten morgens und abends die
ganze Strecke zu Fuß gehen.
M. DUBOST: Was für eine Fabrik war die »Union«?
VAILLANT-COUTURIER: Es war eine Munitionsfabrik. Ich weiß nicht, welcher
Gesellschaft sie gehörte. Sie wurde »Union« genannt.
M. DUBOST: War es die einzige Fabrik?
VAILLANT-COUTURIER: Nein, es gab noch eine andere Fabrik für Buna, aber da
ich dort nicht gearbeitet habe, weiß ich nicht, was dort hergestellt wurde.
Die Häftlinge, die dieser Fabrik zugeteilt waren, kamen nicht mehr in unser
Lager zurück.
M. DUBOST: Wollen Sie über die Experimente sprechen, deren Zeugin Sie
geworden sind?
VAILLANT-COUTURIER: Experimente habe ich im Revier gesehen, denn ich war
dort beschäftigt. Ich sah, wie die jungen Jüdinnen aus Saloniki vor dem
Bestrahlungsraum Schlange standen, wo sie sterilisiert werden sollten. Ich
weiß auch, daß man in der Männerabteilung Entmannungen vorgenommen hat. Was
man mit den Frauen in der Frauenabteilung anstellte, weiß ich ganz genau,
weil meine Freundin, Dr. Hadé Hautval aus Montbéliard, mehrere Monate in
diesem Block gearbeitet und die Kranken gepflegt hat; sie hat sich stets
geweigert, an den Experimenten teilzunehmen. Die Frauen wurden durch
Injektionen oder durch Operationen oder auch durch Bestrahlung
sterilisiert. Ich habe mehrere Frauen gesehen und gekannt, die sterilisiert
worden waren. Unter den Operierten war die Sterblichkeitsziffer sehr hoch.
Vierzehn französische Jüdinnen, die sich ihrer Sterilisation widersetzten,
wurden dem Strafarbeitskommando zugeteilt.
M. DUBOST: Kamen von diesen Kommandos welche zurück?
VAILLANT-COUTURIER: Sehr selten, nur ausnahmsweise.
M. DUBOST: Was war das von der SS verfolgte Ziel?
VAILLANT-COUTURIER: Die Sterilisationen, sie verhehlten dies nicht. Sie
behaupteten, daß sie die beste Sterilisationsmethode suchten, um in den
besetzten Ländern die bodenständige Bevölkerung durch Deutsche zu ersetzen,
was im Laufe einer Generation möglich gewesen wäre, nachdem sie die
Einheimischen zur Sklavenarbeit benutzt hätten.
M. DUBOST: Haben Sie im Revier schwangere Frauen gesehen?
VAILLANT-COUTURIER: Ja, jüdische Frauen. Wenn sie schwanger ankamen, und
wenn die Schwangerschaft erst einige Monate angedauert hatte, dann wurde
eine künstliche Geburt eingeleitet. Wenn die Schwangerschaft ihrem Ende
zuging, wurden die Kinder nach der Geburt in einem Eimer Wasser ertränkt.
Ich weiß darüber Bescheid, weil ich im Revier gearbeitet habe, und die
Vorgesetzte für diese Arbeit eine deutsche Hebamme war, die wegen
Abtreibungen gemeinrechtlich verurteilt worden war.
Nach einiger Zeit kam ein anderer Arzt, und zwei Monate lang wurden die
jüdischen Kinder nicht mehr umgebracht. Aber eines Tages kam ein Befehl aus
Berlin, der die Ermordung der jüdischen Kinder erneut anordnete. Daraufhin
wurden die Mütter und die Kinder in das Revier gerufen; sie bestiegen
Lastwagen und wurden dann zur Gaskammer gebracht.
M. DUBOST: Warum sagten Sie, daß der Befehl aus Berlin kam?
VAILLANT-COUTURIER: Weil ich die Häftlinge kannte, die in dem Sekretariat
der SS beschäftigt waren, besonders eine Slowakin, Hertha Roth, die jetzt
für die UNRRA in Preßburg arbeitet.
M. DUBOST: Hat sie es Ihnen gesagt?
VAILLANT-COUTURIER: Ja, und andererseits kannte ich auch die Männer, die im
Gaskommando arbeiteten.
M. DUBOST: Sie haben soeben von den jüdischen Müttern gesprochen. Gab es
denn noch andere Mütter in dem Lager?
VAILLANT-COUTURIER: Ja, im Prinzip durften die nichtjüdischen Frauen Kinder
zur Welt bringen und sie auch behalten. Aber angesichts der furchtbaren
Verhältnisse im Lager blieben die Kinder nur selten mehr als vier bis fünf
Wochen am Leben.
VAILLANT-COUTURIER: Es gab einen Block, in dem polnische und russische
Mütter untergebracht waren. Eines Tages wurde den russischen Müttern
vorgeworfen, daß sie zu viel Lärm machten. Danach wurden sie zum Appell
gerufen und mußten vollkommen nackt, mit ihren Kindern im Arm, den ganzen
Tag vor dem Haus stehen bleiben.
M. DUBOST: Wie waren die disziplinarischen Vorschriften des Lagers
beschaffen? Wer hatte die Disziplin und Überwachung zu gewährleisten und
welche Strafen wurden verhängt?
VAILLANT-COUTURIER: Im allgemeinen hat die SS mit ihrem eigenen Personal
stark gespart, indem sie sich der Häftlinge zur Lagerüberwachung bediente.
Sie selbst übte nur die Aufsicht aus. Diese Aufseherinnen wurden unter den
Frauen ausgesucht, die wegen gemeiner Delikte verurteilt waren, oder unter
den öffentlichen Mädchen. Es waren meistens Deutsche, nur einige waren
fremde Staatsangehörige. Durch Bestechung, Angeberei und Terror gelang es,
diese Frauen in menschliche Bestien zu verwandeln, und die Häftlinge hatten
unter ihnen ebensoviel zu leiden, wie unter den SS-Leuten selbst; sie haben
uns genau so geschlagen wie die SS selbst. Hinsichtlich der SS ist zu
sagen, daß die Männer sich ebenso wie die Frauen benahmen, und daß die
Frauen ebenso wild waren wie die Männer. Es war kein Unterschied.
Das von der SS angewandte System der tiefsten Erniedrigung des
Menschen, das diese unter dem Zwang des Terrors zu Taten trieb, die sie
selbst erröten machen mußten, ließ sie nicht mehr als menschliche Wesen
erscheinen. Das eben war ihr Ziel, und es gehörte viel Mut dazu, diesem
Kreis des Terrors und der Bestechung zu widerstehen.
M. DUBOST: Wer hat die Strafen ausgeteilt?
VAILLANT-COUTURIER: Die SS-Führer, Männer und Frauen.
M. DUBOST: Worin bestanden diese Strafen?
VAILLANT-COUTURIER: Besonders in körperlichen Mißhandlungen. Eine der
gebräuchlichsten Strafen waren 50 Stockschläge gegen die Nieren. Diese
Stockhiebe wurden mit Hilfe einer Maschine verabreicht, die ich gesehen
habe; es war ein Apparat von Schwengeln, den ein SS-Mann bediente. Es gab
auch endlose Appelle bei Tag und Nacht oder Turnübungen: man mußte sich
nach auf den Bauch legen und wieder aufstehen - auf und nieder - viele
Stunden lang, und wenn man umfiel, wurde man geprügelt und zum Block 25
gebracht.
M. DUBOST: Wie haben sich die SS-Männer und die SS-Aufseherinnen gegenüber
den Frauen benommen?
VAILLANT-COUTURIER: In Auschwitz gab es ein Bordell für die SS-Männer und
auch für jene Häftlinge, die männlichen Funktionäre, die man Kapos nannte.
Andererseits, wenn die SS-Leute Dienstpersonal brauchten, kamen sie mit der
Oberaufseherin, das heißt der Lagerführerin, um sich Leute während der
Desinfektion auszusuchen. Sie wählten irgend ein kleines junges Mädchen
aus, das die Oberaufseherin aus der Reihe heraustreten ließ. Sie musterten
es, machten Witze über sein Aussehen, und, wenn es hübsch war und ihnen
gefiel, nahmen sie es mit Zustimmung der Oberaufseherin als Dienstmädchen
mit. Die Oberaufseherin sagte dem Mädchen, daß es ihnen absolut gehorchen
müßte, was immer von ihm verlangt würde.
M. DUBOST: Warum kamen sie während der Desinfektion?
VAILLANT-COUTURIER: Weil während der Desinfektion die Frauen nackt waren.
M. DUBOST: War dieses System der Demoralisierung und der Korruption eine
Ausnahme?
VAILLANT-COUTURIER: Nein, in allen Lagern, in denen ich gewesen bin, wurde
das gleiche System angewandt; ich habe mit Häftlingen aus mir unbekannten
Lagern gesprochen, es war überall dasselbe. In allen Lagern war das System
das gleiche. Es gab jedoch kleine Unterschiede. Ich glaube, Auschwitz war
eins der härtesten. Aber ich bin in Ravensbrück gewesen, und auch dort gab
es ein Bordell, und auch dort hat man weibliche Häftlinge ausgesucht.
M. DUBOST: Also, nach Ihren Angaben wurde alles getan, um sie vor sich
selbst herabzusetzen.
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
M. DUBOST: Was wissen Sie über den Judentransport, der ungefähr zu der
gleichen Zeit wie Sie aus Romainville angekommen ist?
VAILLANT-COUTURIER: Als wir Romainville verließen, hatten wir die Jüdinnen
zurückgelassen, die mit uns dort waren. Sie wurden nach Drancy verschickt,
und schließlich kamen sie nach Auschwitz, wo wir sie drei Wochen später
wiedersahen. Von 1200 bei der Abfahrt sind nur 125 im Lager angelangt. Die
anderen sind sogleich in die Gaskammern gebracht worden, und von diesen 125
war nach einem Monat keine einzige mehr übrig.
Die Transporte wurden folgendermaßen durchgeführt: Zu Anfang, wenn wir
ankamen, wenn ein Judentransport eintraf, fand eine Aussonderung statt.
Zuerst die Greisinnen, die alten Frauen, die Mütter und die Kinder. Man
hieß sie auf Lastwagen steigen, ebenso wie die Kranken oder jene, die
schwach aussahen. Man nahm nur junge Mädchen, junge Frauen und junge
Männer; letztere wurden in das Männerlager geschickt.
Im allgemeinen erreichten aus einem Transport von 1000 bis 1500 sehr
selten mehr als 250 das Lager. Das war schon das Maximum, und der Rest von
ihnen wurde gleich in die Gaskammer geschickt.
Bei dieser Aussonderung wurden auch gesunde Frauen zwischen 20 und 30
Jahren ausgewählt, die man in den Experimentierblock schickte. Mädchen und
Frauen, die etwas älter waren, oder die nicht zu diesem Zweck ausgewählt
worden waren, wurden in das Lager geschickt und genau wie wir rasiert und
tätowiert.
Es gab während des Frühjahrs 1944 auch einen Block für Zwillinge. Das
war zur Zeit, als ungeheure Transporte von ungarischen Juden ankamen,
ungefähr 700000. Dr. Mengele, der die Versuche durchführte, behielt von
allen Transporten die Zwillingskinder und Zwillinge jeden Alters zurück,
vorausgesetzt, daß beide Zwillinge da waren. In diesem Block lagen Kinder
und Erwachsene auf dem Boden. Ich weiß nicht, was, abgesehen von
Blutabnahmen und Messungen, an ihnen versucht wurde.
M. DUBOST: Waren Sie Augenzeugin der Auswahl beim Eintreffen der
Transporte?
VAILLANT-COUTURIER: Ja, denn als wir 1944 in dem Block der Näherinnen
arbeiteten, lag unser Block, in dem wir wohnten, gegenüber der
Ankunftsstelle der Züge. Man hatte das ganze Verfahren verbessert: Anstatt
die Auswahl bei der Ankunftsstelle vorzunehmen, brachte ein Abstellgeleise
den Zug fast bis zur Gaskammer, der Zug hielt also etwa 100 Meter vor der
Gaskammer. Das war genau vor unserem Block, aber natürlich durch zwei
Reihen Stacheldraht getrennt. Dann sahen wir, wie die Plomben von den Wagen
entfernt und wie Frauen, Männer und Kinder von Soldaten aus den Wagen
herausgeholt wurden. Wir wohnten den entsetzlichen Szenen bei, wenn alte
Ehepaare von einander getrennt wurden. Mütter mußten ihre Mädchen
verlassen, weil diese in das Lager zu gehen hatten, während die Mütter und
Kinder in die Gaskammern gebracht wurden. Alle diese Leute wußten nichts
von dem Schicksal, das ihrer wartete. Sie waren nur verwirrt, weil sie von
einander getrennt wurden, aber wußten nicht, daß sie in den Tod gingen.
Um den Empfang angenehmer zu machen, spielte damals, das heißt im Juni
und Juli 1944, ein aus Häftlingen gebildetes Orchester, alle hübsch und
jung, Mädchen in weißen Blusen und dunkelblauen Röcken, während der bei der
Ankunft der Züge getroffenen Auswahl lustige Weisen, wie »Die lustige
Witwe«, die Barcarolle aus »Hoffmanns Erzählungen« und so weiter. Man sagte
ihnen, es sei ein Arbeitslager, und da sie nicht in das Lager hineinkamen,
sahen sie nur die kleine grünumrahmte Plattform, wo das Orchester spielte.
Sie konnten nicht wissen, was sie erwartete.
Diejenigen, die für die Gaskammern ausgesucht worden waren, das heißt
die alten Leute, Kinder und Mütter, wurden in ein rotes Ziegelgebäude
geführt.
M. DUBOST: Diese wurden also nicht registriert?
VAILLANT-COUTURIER: Nein.
M. DUBOST: Sie wurden nicht tätowiert?
VAILLANT-COUTURIER: Nein, sie wurden nicht einmal gezählt.
M. DUBOST: Wurden Sie selbst tätowiert?
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
[Die Zeugin zeigt ihren Arm.]
Sie wurden in ein Gebäude aus roten Ziegeln gebracht, auf dem die
Inschrift »Bad« stand. Dort hieß man sie sich ausziehen und gab ihnen ein
Handtuch, bevor sie in das angebliche Duschzimmer geführt wurden. Später,
zur Zeit der großen Transporte aus Ungarn, blieb keine Zeit für
Tarnungsmaßnahmen mehr übrig. Man zog sie in roher Weise aus, ich weiß von
diesen Einzelheiten, weil ich eine kleine Jüdin aus Frankreich gekannt
habe, die mit ihrer Familie am Republikplatz wohnte...
M. DUBOST: In Paris?
VAILLANT-COUTURIER: In Paris; sie wurde »die kleine Marie« genannt und war
die einzige Überlebende einer neunköpfigen Familie. Ihre Mutter und ihre
sieben Schwestern und Brüder waren schon bei der Ankunft vergast worden.
Als ich sie kennenlernte, war sie mit der Arbeit beauftragt, die kleinen
Kinder zu entkleiden, bevor sie in die Gaskammer kamen. Nachdem die Leute
ausgezogen waren, führte man sie in einen Raum, der wie ein Duschzimmer
aussah, und durch ein Loch in der Decke wurden die Kapseln in den Raum
hinabgeworfen. Durch ein Guckloch beobachtete ein SS-Mann die Wirkung. Nach
ungefähr fünf bis sieben Minuten, wenn das Gas sein Werk getan hatte, gab
er ein Signal zur Öffnung der Türe. Männer mit Gasmasken, es waren auch
wieder Häftlinge, kamen herein und brachten die Leichen heraus. Sie haben
uns erzählt, daß die Häftlinge vor ihrem Tod gelitten haben müssen, denn
sie waren zu Trauben aneinander geklammert, so daß es schwer war, sie
voneinander zu trennen.
Danach kam eine andere Mannschaft, um ihnen die Goldzähne und Gebisse
herauszureißen. Nach der Verbrennung wurden sie aber noch einmal
durchgesiebt, um den Versuch zu machen, das Gold zu sammeln.
In Auschwitz waren acht Verbrennungsöfen. Diese waren aber ab 1944
nicht mehr ausreichend. Die SS ließ von den Häftlingen große Gruben
ausgraben, in denen sie mit Benzin übergossenes Reisig anzündeten. In diese
Gruben warfen sie dann die Leichen. Von unserem Block aus sahen wir
ungefähr dreiviertel bis eine Stunde nach der Ankunft eines Transportes
hohe Flammen aus dem Verbrennungsofen emporschlagen und den Himmel durch
die brennenden Gräben leuchten.
Eines Nachts wurden wir durch furchtbare Schreie aufgeweckt. Am
nächsten Tag haben wir von den Männern, die im Sonderkommando, dem
Gaskommando, arbeiteten, erfahren, daß sie am Abend vorher lebendige Kinder
in die Scheiterhaufen geworfen hätten, da nicht mehr genügend Gas vorhanden
war.
M. DUBOST: Können Sie, bitte, von den Aussonderungen sprechen, die bei
Beginn des Winters gemacht wurden?
VAILLANT-COUTURIER: Jedes Jahr gegen Ende des Herbstes wurde in den
Revieren eine große Auswahl getroffen. Das System schien das folgende
gewesen zu sein. Was ich jetzt sagen werde, habe ich in Auschwitz
persönlich festgestellt, und andere Personen, die noch länger als ich in
Auschwitz gewesen sind, haben dieselben Feststellungen gemacht.
Im Frühling wurden in ganz Europa Frauen und Männer zusammengetrieben
und nach Auschwitz gebracht. Es wurden nur diejenigen zurückbehalten, die
stark genug waren, den Sommer über zu arbeiten. Während dieses Zeitraums
kamen täglich Todesfälle vor. Die Kräftigsten, die es vielleicht sechs
Monate aushalten konnten, waren nach dieser Zeit derartig erschöpft, daß
auch sie ins Revier geschickt werden mußten. Das war gerade die Zeit der
großen Herbstaussonderungen. Man wollte während des Winters keine unnützen
Menschen ernähren. Sämtliche Frauen, die zu mager oder die längere Zeit
krank waren, wurden in die Gaskammer geschickt. Aber die jüdischen Frauen
wurden wegen der geringsten Kleinigkeit vergast. Zum Beispiel hat man alle
aus dem Block der Krätzekranken vergast. Nun weiß jeder, daß die Krätze mit
gehörigen Mitteln innerhalb von drei Tagen geheilt werden kann, wenn man
sie pflegt. Ich kann mich noch daran erinnern, daß von 500 typhuskranken
Frauen, die ihrer Genesung entgegengingen, 450 zum Vergasen geschickt
wurden. Zu Weihnachten 1943, als wir in Quarantäne lagen, haben wir
gesehen, weil wir dem Block 25 gegenüber wohnten, wie nackte Frauen in den
Block 25 geführt wurden. Dann ließ man offene Lastwagen kommen, auf denen
man diese Frauen zusammenpferchte, so viele, wie die Lastwagen aufnehmen
konnten, und jedes Mal, wenn ein Lastwagen abfuhr, lief der berüchtigte
Heßler, einer der Verurteilten im Lüneburger Prozeß, dem Lastwagen nach und
verprügelte mit seinem Knüppel diese zum Tode fahrenden nackten Frauen. Sie
wußten, daß sie in die Gaskammer gebracht wurden und versuchten zu fliehen.
Man massakrierte sie. Sie versuchten aus dem Lastwagen herauszuspringen,
und wir in unserem Block, sahen die Lastwagen vorbeifahren und hörten die
grauenvollen Klagen aller dieser Frauen, die wußten, daß sie zum Vergasen
fuhren. Viele von ihnen hätten sehr gut leben können, sie waren bloß
unterernährt oder litten auch nur an Krätze.
M. DUBOST: Sie sagten uns soeben, daß die Deportierten schon bei der
Ankunft der Züge, ohne auch nur gezählt zu werden, in die Gaskammer
geschickt wurden. Was geschah mit ihrem Gepäck und den Kleidern?
VAILLANT-COUTURIER: Für die Nichtjuden galt die Bestimmung, daß sie ihr
Gepäck selbst zu tragen hatten und in getrennte Blocks eingeteilt wurden.
Was die Juden anlangte, so mußten sie bei der Ankunft alles auf dem
Bahnsteig liegen lassen. Sie mußten sich schon vor dem Eintritt ausziehen,
und ihre Kleider, sowie alles, was sie mitgebracht und auf dem Bahnsteig
hatten liegen lassen, wurde in große Baracken gebracht und von einem
Kommando, das »Kanada« genannt wurde, sortiert. Dort wurde alles sortiert
und nach Deutschland geschickt; Schmuck, Pelzmäntel und so weiter.
Da man die Jüdinnen mit ihren ganzen Familien unter der Angabe nach
Auschwitz schickte, daß sie dort in einer Art Ghetto leben würden und sie
deshalb ihre ganze Habe mitnehmen sollten, brachten sie also beträchtliche
Reichtümer mit. Ich erinnere mich daran, wie die Jüdinnen aus Saloniki bei
ihrer Ankunft Postkarten bekamen, auf denen als Absendeort Waldsee
angegeben war. Waldsee, ein Ort, der nicht existierte. Auf der Karte war
ein gedruckter Text für die Angehörigen, der lautete: »Es geht uns hier
sehr gut, wir haben zu arbeiten und werden gut, behandelt, wir warten auf
Eure Ankunft.« Ich habe diese Karten selbst gesehen und die Schreiberinnen,
das heißt die Block-Sekretärinnen erhielten den Befehl, die Postkarten
unter die Häftlinge zu verteilen, damit diese sie an ihre Familien
schickten. Ich weiß, daß manche Angehörige sich daraufhin meldeten.
Folgende Geschichte kenne ich nur hinsichtlich Griechenlands. Ich weiß
nicht, ob sie auch anderswo passierte, aber auf jeden Fall haben sich in
Griechenland und auch in der Slowakei bei den Werbestellen in Saloniki
Familien gemeldet, die ihren Angehörigen nach Deutschland nachkommen
wollten. Ich erinnere mich an einen Professor für Literatur aus Saloniki,
der mit Entsetzen seinen Vater ankommen sah.
M. DUBOST: Wollen Sie von den Zigeunerlagern sprechen?
VAILLANT-COUTURIER: Neben unserem Lager, auf der anderen Seite, hinter dem
Stacheldraht, drei Meter von unserem Lager entfernt, befanden sich zwei
Lager. Ein Zigeunerlager, dessen Insassen ungefähr im August 1944 bis zum
letzten Mann vergast worden sind. Es waren Zigeuner aus ganz Europa,
einschließlich Deutschland. Auf der anderen Seite war das sogenannte
Familienlager. Das waren Juden aus dem Ghetto Theresienstadt, die man
dorthin gebracht hatte, und im Gegensatz zu uns waren sie weder tätowiert
noch rasiert. Sie behielten ihre Kleider und haben nicht gearbeitet. Sie
haben sechs Monate so gelebt, und am Ende dieser sechs Monate hat man
dieses Familienlager vergast, das heißt etwa 600 bis 1000 Juden. Und einige
Tage später kamen weitere große Transporte, ebenfalls mit Familien aus
Theresienstadt, die ebenso wie die ersten nach sechs Monaten vergast
wurden.
M. DUBOST: Möchten Sie einige Einzelheiten erzählen, über das was Sie
gesehen haben, als Sie im Begriff waren, das Lager zu verlassen, und unter
welchen Verhältnissen Sie es verlassen haben?
VAILLANT-COUTURIER: Wir wurden zuerst unter Quarantäne gestellt, bevor wir
Auschwitz verließen.
M. DUBOST: Wann war das?
VAILLANT-COUTURIER: Wir waren zehn Monate in Quarantäne und zwar vom 15.
Juli 1943 bis Mai 1944. Dann sind wir wieder für zwei Monate in das Lager
zurückgeschickt worden. Daraufhin fuhren wir nach Ravensbrück.
M. DUBOST: Waren das alles überlebende Französinnen von Ihrem Transport?
VAILLANT-COUTURIER: Ja, alle überlebenden Französinnen unseres Transportes.
Durch Jüdinnen, die gegen Juli 1944 aus Frankreich kamen, haben wir
erfahren, daß im Londoner Rundfunk eine große Campagne eröffnet worden war,
bei der von unserem Transport gesprochen wurde, und daß die Namen Mai
Politzer, Danielle Casanova, Hélene Solomon-Langevin und mein eigener Name
erwähnt worden waren. Wir wissen, daß demnach aus Berlin Befehle kamen, daß
der Abtransport von französischen Frauen unter besseren Umständen zu
erfolgen habe. Wir wurden also in Quarantäne gebracht. Das war ein Block,
der sich gegenüber dem Lager außerhalb des Stacheldrahts befand. Ich muß
sagen, daß es nur dieser Quarantäne zu verdanken ist, daß diese 49 noch am
Leben sind, denn nach vier Monaten waren wir nur mehr 52. Wir hätten
sicherlich nicht 18 Monate unter solchen Bedingungen leben können, wenn wir
nicht diese zehn Monate Quarantäne gehabt hätten. Diese Quarantäne war
verhängt worden, weil der Flecktyphus in Auschwitz herrschte. Man durfte
das Lager, um entweder befreit oder in ein anderes Lager versetzt oder vor
Gericht gebracht zu werden, erst dann verlassen, wenn man vierzehn Tage in
Quarantäne verbracht hatte, das heißt, die Inkubationszeit für Flecktyphus.
Sobald die Papiere kamen, die die wahrscheinliche Befreiung eines Häftlings
ankündigten, schickte man ihn in die Quarantäne, wo er so lange blieb, bis
der Befreiungsbefehl unterzeichnet war. Das dauerte manchmal Monate, aber
mindestens 14 Tage.
Während dieser Zeit gab es eine Politik der Freilassung für die nach
dem Strafrecht verurteilten weiblichen Häftlinge, für asoziale Deutsche, um
sie als Arbeitskräfte in die deutschen Fabriken zu schicken. Es ist daher
unmöglich, sich vorzustellen, daß man in ganz Deutschland nicht wissen
konnte, daß es Konzentrationslager gab, und was dort vorging; es ist schwer
zu glauben, daß diese Frauen, obwohl sie von dort kamen, niemals darüber
gesprochen haben. In den Fabriken, wo die Häftlinge arbeiteten, waren
deutsche Zivilistinnen als Vorarbeiterinnen tätig, die mit den Häftlingen
in Verbindung standen und mit ihnen sprechen konnten.
Die Aufseherinnen von Auschwitz, die später zu Siemens, Ravensbrück,
als Aufseherinnen kamen, waren ehemalige freie Arbeiterinnen von Siemens,
Berlin, und sie fanden sich wieder mit den Vorarbeiterinnen zusammen, die
sie schon von Berlin her kannten und erzählten ihnen in unserer Gegenwart,
was sie in Auschwitz gesehen hatten; daher kann man nicht annehmen, daß
dies in Deutschland unbekannt war.
Als wir Auschwitz verließen, haben wir unseren Augen nicht getraut und
unser Herz hat sich zusammengezogen, als wir unsere kleine Gruppe von 49
sahen, die nach 18 Monaten von 230 übrig geblieben waren. Aber es schien
uns, als ob wir aus der Hölle herauskämen, und zum erstenmal konnten wir
hoffen, daß wir Wiederaufleben und die Welt wiedersehen würden.
M. DUBOST: Wohin hat man Sie dann geschickt?
VAILLANT-COUTURIER: Als wir aus Auschwitz herauskamen, schickte man uns
nach Ravensbrück. Dort wurden wir in den N.N.-Block gebracht, das heißt
Nacht und Nebel, womit geheim gemeint war. In diesem Block waren mit uns
polnische Frauen, die die Registriernummer 7000 trugen und einige andere,
die die Hasen genannt wurden, weil sie als Versuchskaninchen benutzt worden
waren. Aus ihren Transporten hatte man sie wegen ihrer geraden Beine und
ihres guten Gesundheitszustandes herausgesucht und sie dann verschiedenen
Operationen unterworfen. Einigen wurden Teile der Knochen aus den Beinen
entfernt. Andere bekamen Injektionen. Ich weiß aber nicht, welche
Injektionen. Unter den Operierten war die Sterblichkeit groß. Als man die
anderen auch zum Operieren abholen wollte, haben sie sich geweigert, ins
Revier zu gehen. Sie wurden dann mit Gewalt in Zellen geführt, und dort von
einem Professor in Uniform, der aus Berlin gekommen war, operiert, der
nicht die geringsten antiseptischen Vorsichtsmaßregeln traf. Er zog keine
Bluse an und wusch sich nicht einmal die Hände. Es gibt noch Überlebende
von diesen Hasen. Sie leiden immer noch sehr stark. Von Zeit zu Zeit leiden
sie an Eiterungen, und da man nicht weiß, welcher Natur die Versuche waren,
denen man sie unterzogen hat, ist es sehr schwierig, sie zu heilen.
M. DUBOST: Waren diese Internierten bei ihrer Ankunft tätowiert?
VAILLANT-COUTURIER: Nein. In Ravensbrück wurde nicht tätowiert, dagegen
wurde man gynäkologisch untersucht, und da überhaupt keine
Vorsichtsmaßregeln getroffen und immer dieselben Instrumente benutzt
wurden, gab es dabei viele Ansteckungen, weil die als gemeine Verbrecher
verurteilten Häftlinge mit den politischen Häftlingen vermischt waren.
Im Block 32, in dem wir waren, gab es auch kriegsgefangene Russinnen,
die es ablehnten, in Munitionsfabriken freiwillig zu arbeiten. Sie wurden
deswegen nach Ravensbrück gebracht. Da sie ihre ablehnende Haltung
bewahrten, wurden sie Mißhandlungen aller Art ausgesetzt; sie mußten zum
Beispiel einen ganzen Tag vor dem Block stehen, ohne Nahrung zu erhalten.
Ein Teil von ihnen wurde nach Barth abtransportiert, während ein anderer
Teil mit dem Tragen von Blechgefäßen in das Lager beschäftigt wurde. Im
Strafblock und im Bunker befanden sich ebenfalls Häftlinge, die sich
geweigert hatten, in den Rüstungsbetrieben zu arbeiten.
M. DUBOST: Sie sprechen jetzt von den Gefängnissen des Lagers?
VAILLANT-COUTURIER: Von den Gefängnissen des Lagers. Übrigens habe ich
dieses Gefängnis besucht. Es war ein Zivilgefängnis, ein wirkliches
Gefängnis.
M. DUBOST: Wieviele Franzosen gab es in diesem Lager?
VAILLANT-COUTURIER: 8000 bis 10000.
M. DUBOST: Wieviele Frauen sind im ganzen dort gewesen?
VAILLANT-COUTURIER: Im Augenblick der Befreiung war die
Registrierungsnummer 105000 erreicht.
Es gab im Lager auch Hinrichtungen. Man rief die Nummern beim
Morgenappell auf; die Aufgerufenen wurden dann zur Kommandantur gebracht.
Sie wurden nicht mehr gesehen. Einige Tage später kamen die Kleider zur
Effektenkammer zurück, wo die Kleider der Gefangenen aufbewahrt wurden.
Nach einiger Zeit verschwanden auch ihre Personalkarten aus der
Lagerkartei.
M. DUBOST: War das Haftsystem in Auschwitz dasselbe?
VAILLANT-COUTURIER: In Auschwitz war das Ziel offensichtlich Vernichtung,
um die Leistungsfähigkeit hat man sich nicht gekümmert. Die Häftlinge
wurden ohne jeden Grund geschlagen. Man mußte nur den ganzen Tag
aufbleiben, und es spielte dabei keine Rolle, ob man einen oder zehn
Backsteine trug. Es war ganz klar, daß das versklavte Menschenmaterial
benutzt wurde, um liquidiert zu werden. Das war das Ziel. Hingegen spielte
in Ravensbrück die Leistungsfähigkeit eine wichtige Rolle. Es war ein Lager
für Aussonderungszwecke. Wenn Transporte in Ravensbrück ankamen, wurden die
Gefangenen sehr schnell weitergeschickt, entweder in Munitionsfabriken,
Pulverfabriken oder auch zum Bau von Flugplätzen oder in der letzten Zeit
zum Bau von Schützengräben.
Um in die Fabriken zu kommen, wurde in folgender Weise vorgegangen: Die
Industriellen oder ihre Meister oder Beauftragten kamen selbst in
Begleitung von SS-Leuten, um die Auswahl vorzunehmen. Es sah wie auf einem
Sklavenmarkt aus. Sie betasteten die Muskeln, prüften den
Gesundheitszustand und trafen dann ihre Wahl. Dann wurde man zum Arzt
geführt, mußte sich ausziehen, und der Arzt entschied, ob man für die
Fabrikarbeit geeignet sei oder nicht. In der letzten Zeit war die ärztliche
Untersuchung nur mehr pro forma, denn es wurde jeder genommen.
Die Arbeit war erschöpfend, besonders wegen der schlechten Ernährung,
des Mangels an Schlaf, denn außer der zwölfstündigen effektiven Arbeitszeit
mußten wir die Morgen- und Abendappelle mitmachen. In Ravensbrück selbst
befand sich die Siemensfabrik, in der Telephonanlagen und verschiedene
Funkgeräte für Flugzeuge hergestellt wurden. Dann gab es auch innerhalb des
Lagers Werkstätten, in denen Tarnungsmaterial, Uniformen und andere von den
Soldaten benötigte Gegenstände hergestellt wurden. Eine dieser Werkstätten,
die ich am besten kannte...
VORSITZENDER: Ich glaube, es ist besser, wenn wir die Sitzung jetzt für 10
Minuten unterbrechen.
[Pause von 10 Minuten.]
M. DUBOST: Haben Sie gesehen, daß SS-Führer und Wehrmachtsangehörige
die Lager Ravensbrück und Auschwitz besucht haben, während Sie dort waren?
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
M. DUBOST: Wissen Sie, ob Persönlichkeiten der Deutschen Regierung zu
Besuch in diese Lager kamen?
VAILLANT-COUTURIER: Ich weiß es nur im Falle Himmler. Was die anderen
betrifft, weiß ich nichts.
M. DUBOST: Wer waren die Aufseher dieser Lager?
VAILLANT-COUTURIER: Anfangs waren es nur SS-Leute. Ab Frühjahr 1944 wurden
die jungen SS-Leute in vielen Kompanien durch ältere Wehrmachtsangehörige
ersetzt. In Auschwitz sowohl wie in Ravensbrück wurden wir von 1944 an von
Wehrmachtsangehörigen bewacht.
M. DUBOST: Sie bezeugen also, daß auf Befehl des deutschen großen
Generalstabs die Deutsche Wehrmacht in diese Greueltaten verwickelt war,
die Sie uns geschildert haben.
VAILLANT-COUTURIER: Sicherlich, da wir auch von Wehrmachtsangehörigen
bewacht wurden. Das konnte nicht ohne Befehle geschehen.
M. DUBOST: Sie legen also ein förmliches Zeugnis ab, das gleichzeitig SS
und Wehrmacht betrifft?
VAILLANT-COUTURIER: Durchaus.
M. DUBOST: Wollen Sie uns von der Ankunft ungarischer Jüdinnen in
Ravensbrück im Winter 1944 erzählen, die in Massen verhaftet worden waren?
Sie waren in Ravensbrück. Können Sie über dieses Ereignis Zeugnis ablegen?
VAILLANT-COUTURIER: Ja, natürlich. Ich war dabei. Es war in den Blocks kein
Platz mehr. Die Häftlinge schliefen schon zu viert in einem Bett. Es wurde
dann mitten im Lager ein großes Zelt errichtet. In dieses Zelt wurde Stroh
gelegt, und die ungarischen Häftlinge wurden in dieses Zelt geführt. Sie
befanden sich in einem fürchterlichen Zustand. Sehr viele hatten erfrorene
Füße, da sie aus Budapest evakuiert worden waren und einen großen Teil der
Reise zu Fuß im Schnee zurückzulegen hatten. Eine große Anzahl starb
unterwegs. Diejenigen, die in Auschwitz eintrafen, wurden in dieses Zelt
geführt, und dort sind sehr viele von ihnen gestorben. Jeden Tag kam ein
Kommando und holte die Leichen aus dem Zelt heraus. Eines Tages, als ich zu
meinem Block zurückkam, der sich in der Nähe befand, während der
Reinigung...
VORSITZENDER: Sprechen Sie von Ravensbrück oder von Auschwitz?
VAILLANT-COUTURIER: Ich spreche jetzt von Ravensbrück. Das war im Winter
1944, ich glaube, ungefähr November oder Dezember, ich kann den Monat nicht
ganz genau angeben, weil es in den Konzentrationslagern sehr schwierig ist,
ein genaues Datum anzugeben, da ein Tag der Folter dem andern folgte und
die Eintönigkeit nur sehr schwer Anhaltspunkte gab.
Als ich also eines Tages an dem Zelt vorbeiging, als es gerade sauber
gemacht wurde, sah ich einen großen dampfenden Misthaufen; plötzlich wurde
es mir klar, daß es menschlicher Mist war, da viele unter diesen armen
Frauen nicht mehr die Kraft hatten, sich zu den Latrinen fortzubewegen. Sie
verfaulten also in diesem Schmutz.
M. DUBOST: Wie waren die Arbeitsverhältnisse in der Werkstätte, in der
Jacken angefertigt wurden?
VAILLANT-COUTURIER: In der Uniformschneiderei?
M. DUBOST: War es die Lagerwerkstatt?
VAILLANT-COUTURIER: Das war die Werkstatt des Lagers, die Schneiderei I
genannt wurde. Es wurden dort 200 Jacken und Hosen täglich hergestellt. Es
waren zwei Schichten, eine Tag- und eine Nachtschicht. Zwölf Stunden Arbeit
für jede Schicht. Zu Anfang erhielt die Nachtschicht, nur wenn der
festgesetzte Produktionssatz erreicht war, aber nur unter dieser Bedingung,
eine dünne Brotschnitte. Später wurde dies aufgehoben. Die Arbeit mußte in
rasender Geschwindigkeit ausgeführt werden, so daß die Häftlinge sich nicht
einmal zu den Toiletten begeben konnten. Tag und Nacht wurden sie in
fürchterlicher Weise von der SS geschlagen, sowohl von SS-Männern wie von
SS-Frauen, wenn zum Beispiel eine Nadel zerbrach, weil der Faden von
schlechter Qualität war, weil die Maschine stillstand, oder ganz einfach,
weil Sie eine Nase hatten, die diesen Herren oder Damen nicht gefiel.
Gegen Ende der Nacht sah man sie so erschöpft, daß ihnen jede Bewegung
schwer wurde, ihre Stirn war mit Schweiß bedeckt. Sie konnten kaum noch
sehen. Wenn das Arbeitsminimum nicht erreicht war, stürzte sich der Leiter
der Werkstatt Binder auf die Arbeiterinnen und schlug mit aller Kraft eine
Frau nach der anderen, so daß die letzten versteinert vor Schrecken
warteten, bis sie an die Reihe kamen. Um zum Revier zu gehen, bedurfte man
der Genehmigung der SS, die nur sehr selten erteilt wurde. Und selbst, wenn
der Arzt eine Frau einige Tage von der Arbeit dispensierte, passierte es
oft, daß die SS-Leute die Kranke aus dem Bett herausholten, um sie wieder
an die Maschine zu setzen. Die Luft war entsetzlich, denn während der Nacht
konnte man wegen der Verdunkelung die Fenster nicht öffnen, so daß 600
Frauen zwölf Stunden ohne jegliche Lüftung arbeiteten. Alle diejenigen, die
in der Schneiderei arbeiteten, wurden nach einigen Monaten so mager wie
Gerippe, sie fingen an zu husten, die Sehkraft ließ nach, sie bekamen
krampfhafte Zuckungen aus Angst vor den Schlägen.
Ich kenne die Zustände in dieser Werkstatt sehr gut, da meine kleine
Freundin Marie Rubiano, eine kleine Französin, die eben drei Jahre im
Gefängnis Kottbus verbracht hatte, zur Schneiderei geschickt wurde, als sie
nach Ravensbrück kam, und jeden Abend erzählte sie mir von ihrem Martyrium.
Eines Tages, als sie absolut erschöpft war, wurde ihr gestattet, in das
Revier zu gehen. Die deutsche Schwester Erika war nicht ganz so schlechter
Laune wie gewöhnlich, und Marie wurde zur Röntgenuntersuchung geschickt. Da
die beiden Lungen sehr schwer mitgenommen waren, wurde sie zu dem
schrecklichen Block 10, dem Block der Tuberkulosekranken geschickt. Dieser
Block war besonders entsetzlich. Da die Tuberkulosen als dauernd
arbeitsunfähig galten, wurden sie nicht gepflegt und aus Mangel an Personal
nicht einmal gewaschen.
Die kleine Marie wurde in das Zimmer der Schwerkranken gebracht, das
heißt derjenigen, die für verloren gehalten wurden. Sie verbrachte dort
einige Wochen und hatte nicht einmal mehr den Mut, um ihr Leben zu kämpfen.
Die Stimmung in diesem Raume war besonders deprimierend. Es waren dort
zahlreiche Frauen, mehrere in einem Bett, in drei Etagen übereinander in
einem überheizten Raum, verschiedene Nationalitäten untereinander gemischt,
so daß sie nicht einmal miteinander sprechen konnten. Das Schweigen dieses
Vorzimmers des Todes wurde nur von dem Kreischen der deutschen Asozialen,
die den Dienst versahen, und von dem unterdrückten Schluchzen eines kleinen
Mädchens unterbrochen, das seiner Mutter und seiner Heimat gedachte, die es
nie mehr wiedersehen würde.
Trotzdem starb Marie Rubiano in den Augen der SS nicht schnell genug,
und eines Tages setzte sie Dr. Winkelmann, der Spezialist für die Auslese
in Ravensbrück, auf die schwarze Liste. Am 9. Februar 1945 wurde sie
zusammen mit 72 anderen Tuberkulosekranken, unter ihnen 6 Französinnen, auf
den Lastwagen für die Gaskammer gehoben. Während dieser Periode sandte man
aus sämtlichen Revieren alle Kranken, die man nicht für arbeitsfähig hielt,
zur Vergasung. Die Gaskammer in Ravensbrück war direkt hinter der Mauer des
Lagers neben dem Krematorium. Wenn die Lastwagen die Kranken holten, hörten
wir den Lärm des Motors durchs Lager; die Lastkraftwagen hielten direkt
neben dem Krematorium, dessen Schlot über die hohen Mauern des Lagers
emporragte.
Bei der Befreiung habe ich mich dorthin begeben und die Gaskammer
besucht. Es war eine Holzbaracke, die hermetisch verschlossen war. Innen
war noch der unangenehme Geruch der Gase zu spüren. Ich weiß, daß die Gase,
die in Auschwitz gebraucht wurden, dieselben waren, wie die, die zum
Vergasen der Läuse benutzt wurden. Sie hinterließen als Spuren kleine
hellgrüne Kristalle, die man nach öffnen der Fenster des Blockes auskehrte.
Ich kenne diese Einzelheiten, weil die Leute, die bei der Entlausung der
Blocks tätig waren, mit jenen Verbindung hatten, die die Menschen
vergasten. Und diese erklärten ihnen, daß dasselbe Gas verwendet werde.
M. DUBOST: War es das einzige Mittel, das benutzt wurde, um die
Internierten von Ravensbrück zu liquidieren?
VAILLANT-COUTURIER: Im Block 10 experimentierte man auch mit einem weißen
Pulver. Eines Tages kam die deutsche Schwester Martha in den Block und
verteilte an ungefähr zwanzig Kranke ein Pulver, das die Kranken in tiefen
Schlaf versetzte. Vier oder fünf mußten sich erbrechen, und das rettete
ihnen das Leben. Während der Nacht ließ allmählich das Schnarchen nach, und
die Kranken waren tot.
Ich weiß das, weil ich jeden Tag Französinnen in diesem Block besuchte;
zwei der Krankenschwestern waren Französinnen, und auch die Ärztin Louise
Lepporz aus Bordeaux, die zurückgekommen ist, könnte das ebenfalls
bestätigen.
M. DUBOST: Geschah dies oft?
VAILLANT-COUTURIER: Während meines Aufenthaltes war es das einzige Mal, daß
dies innerhalb des Reviers passierte. Aber man benutzte dieses System
ebenfalls im Jugendlager. Dieses wurde so genannt, weil es ein altes
Strafgefängnis für junge deutsche Verbrecherinnen war.
Anfang 1945 war Dr. Winkelmann nicht mehr damit zufrieden, Leute aus
dem Revier allein auszusuchen, sondern tat dies auch in den Blocks. Alle
Häftlinge mußten zum Appell mit nackten Füßen kommen, mußten ihre Brust und
Beine zeigen. Alle diejenigen, die zu alt, zu krank, zu mager waren oder
deren Beine von Ödem geschwollen waren, wurden auf die Seite gestellt und
dann nach dem Jugendlager abgeführt, das ungefähr eine Viertelstunde vom
Lager Ravensbrück entfernt war. Ich besuchte es nach der Befreiung.
In den Blocks wurde bekanntgegeben, daß die alten und kranken Frauen,
die nicht arbeiten konnten, sich für das Jugendlager melden sollten, wo es
ihnen besser ginge, wo sie nicht zu arbeiten hätten, wo es keinen Appell
gäbe. Wir haben es später erfahren, durch Angestellte, die im Jugendlager
arbeiteten, wo die Lagerleiterin, eine Österreicherin namens Betty Wenz
war, die ich von Auschwitz her kannte, und durch einige der Überlebenden,
unter ihnen Irene Ottelard, eine Französin, die in Drancy, 17 Rue de la
Liberté wohnt, und die zur selben Zeit wie ich nach Hause kam, und die ich
nach der Befreiung gepflegt habe; durch sie haben wir Einzelheiten über das
Jugendlager erfahren.
M. DUBOST: Wollen Sie uns sagen, ob Sie diese Frage beantworten können:
Haben die SS-Ärzte, die diese Aussonderungen machten, aus eigenem Antrieb
gehandelt oder auf Grund von Befehlen, die sie erhalten hatten?
VAILLANT-COUTURIER: Sie handelten nach erhaltenen Befehlen, denn ich weiß,
daß einer von ihnen, Dr. Lukas, der sich weigerte, an diesen Aussonderungen
teilzunehmen, vom Lager zurückgezogen wurde, und daß Dr. Winkelmann als
Nachfolger von Berlin gesandt wurde.
M. DUBOST: Sind Sie selbst Zeugin dieser Geschehnisse gewesen?
VAILLANT-COUTURIER: Er war es, der dies der Leiterin des Blockes 10 und der
Ärztin Louise Lepporz gesagt hat, als er wegging.
M. DUBOST: Können Sie uns einige Auskünfte über die Lebensbedingungen
geben, die im Männerlager Ravensbrück herrschten, als Sie sogleich nach der
Befreiung das Lager besuchten.
VAILLANT-COUTURIER: Ich denke, daß es besser wäre, wenn ich zuerst vom
Jugendlager spräche, weil dies der Zeit nach früher liegt.
M. DUBOST: Wenn Sie es so wollen.
VAILLANT-COUTURIER: Im Jugendlager wurden die alten Frauen und Kranken, die
aus unserem Lager herausgeholt worden waren, zunächst in Blocks verlegt, in
denen weder Wasserversorgung noch Toiletten vorhanden waren. Sie lagen auf
Strohsäcken auf dem Boden und so dicht nebeneinander, daß man zwischen
ihnen nicht durchgehen konnte, und daß nachts das Hin- und Hergehen den
Schlaf unmöglich machte, und die Häftlinge sich beim Vorbeigehen
gegenseitig beschmutzten. Die Strohsäcke waren verfault und wimmelten von
Läusen. Diejenigen Häftlinge, die sich aufrechthalten konnten, traten zu
einem mehrstündigen Appell an, bis sie zusammenbrachen.
Im Monat Februar wurden ihnen die Mäntel abgenommen, aber sie mußten
weiterhin dem Appell draußen beiwohnen, was die Sterblichkeit noch stark
vermehrte. Sie erhielten als gesamte Nahrung nur eine dünne Scheibe Brot
und ein Achtelliter Rübensuppe und als Getränk ein Achtelliter Kräutertee
in 24 Stunden. Sie hatten kein Trinkwasser und kein Wasser, um sich selbst
oder ihr Eßgeschirr zu waschen.
Im Jugendlager gab es auch ein Revier, in das man alle diejenigen
steckte, die sich nicht mehr aufrechthalten konnten. Während der Appelle
wählte die Aufseherin in regelmäßigen Abständen die Häftlinge aus, die man
bis aufs Hemd auszog. Man gab ihnen ihren Mantel zurück, und sie bestiegen
einen Lastkraftwagen, um zur Gaskammer gefahren zu werden. Einige Tage
später kamen die Mäntel zur Kammer zurück, und ihre Karten wurden mit dem
Vermerk »Mittwerda« versehen. Die Häftlinge, die an der Kartei arbeiteten,
sagten uns, daß das Wort »Mittwerda« nicht existiere und zur Bezeichnung
der Gaskammer verwendet wurde.
In dem Revier wurde periodisch weißes Pulver verteilt, und die Kranken
starben genau wie die des Blocks 10, von dem ich soeben gesprochen habe. Es
wurden...
VORSITZENDER: Die Zustände im Lager Ravensbrück scheinen dieselben wie im
Lager Auschwitz gewesen zu sein. Wäre es nicht möglich, nachdem wir diese
Einzelheiten gehört haben, nun die Angelegenheit in allgemeinerer Form zu
behandeln, es sei denn, daß zwischen Ravensbrück und Auschwitz ein
grundlegender Unterschied bestand.
M. DUBOST: Ich glaube, es gibt einen Unterschied, den die Zeugin uns
auseinandergesetzt hat, und zwar den folgenden: In Auschwitz wurden die
Internierten ganz einfach ausgerottet, es war einzig und allein
Vernichtungslager, während sie in Ravensbrück interniert waren, um zu
arbeiten. Sie wurden dadurch so erschöpft, daß sie daran starben.
VORSITZENDER: Falls es andere Unterschiede zwischen den beiden Lagern gibt,
werden Sie ohne Zweifel die Zeugin darüber befragen.
M. DUBOST: Ich werde nicht verfehlen, es zu tun.
[Zur Zeugin gewandt:]
Können Sie dem Gerichtshof sagen, in welchem Zustand sich das
Männerlager befand, als es befreit wurde, und wieviel Überlebende noch
vorhanden waren?
VAILLANT-COUTURIER: Als die Deutschen das Lager verließen, haben sie 2000
kranke Frauen und zu ihrer Pflege einige Freiwillige, unter denen ich
selbst war, zurückgelassen. Sie ließen uns ohne Wasser und Licht. Zum Glück
sind die Russen am nächsten Tag gekommen. Wir haben dann in das Männerlager
gehen können. Dort erwartete uns ein unbeschreiblicher Anblick. Sie waren
seit fünf Tagen ohne Wasser, es gab 800 Schwerkranke, und die drei Ärzte
und sieben Krankenwärter waren nicht in der Lage, die Toten von den Kranken
zu trennen. Mit Hilfe der Roten Armee konnten wir diese Kranken in saubere
Blocks bringen und ihnen Pflege und Nahrung geben. Unglücklicherweise kann
ich Zahlen nur für die Franzosen angeben. Es waren 400, als wir ins Lager
kamen, und nur 150 konnten nach Frankreich zurückkehren. Für die anderen
war es, trotz der Pflege, zu spät.
M. DUBOST: Haben Sie Hinrichtungen beigewohnt, und wie sind diese im Lager
vor sich gegangen?
VAILLANT-COUTURIER: Ich bin nicht bei Hinrichtungen zugegen gewesen. Ich
weiß nur, daß die letzte am 22. April stattfand, eine Woche vor Ankunft der
Roten Armee. Man schickte die Häftlinge, wie ich erzählt habe, zur
Kommandantur, dann kamen ihre Kleider zurück, und ihre Karten wurden aus
der Kartei herausgezogen.
M. DUBOST: Waren die Zustände in diesem Lager außergewöhnlich, oder glauben
Sie, daß es sich um ein System handelte?
VAILLANT-COUTURIER: Es ist schwer, wenn man nicht selbst dort gewesen ist,
eine genaue Schilderung der Konzentrationslager zu geben, denn man kann nur
Beispiele des Schreckens zitieren, man kann aber diesen Eindruck der
langsamen Eintönigkeit nicht wiedergeben. Wenn man gefragt wird, was das
Schlimmste sei, kann man darauf nicht antworten, denn alles war grauenhaft.
Grauenhaft ist es zu verhungern oder zu verdursten oder krank zu sein, oder
alle Genossinnen um sich herum sterben zu sehen, ohne daß man irgend etwas
tun kann, an seine Kinder zu denken, an sein Land, das man nicht
wiedersehen wird, und zuweilen fragten wir uns selbst, ob das alles nicht
ein Alptraum sei, so unwirklich erschien uns dieses Leben mit seinen
Schrecken.
Für Monate und Jahre hatten wir nur einen Willen, daß nämlich einige
von uns lebend herauskommen möchten, um der Welt zu verkünden, was diese
Zuchthäuser der Nazis waren. Überall, in Auschwitz sowie in Ravensbrück,
und diese Tatsachen werden auch von den Genossinnen bestätigt, die in
anderen Lagern waren, war der systematische und unerbittliche Wille zu
finden, die Menschen als Sklaven auszunutzen und, wenn sie nicht länger
arbeiten konnten, sie zu töten.
M. DUBOST: Haben Sie noch etwas anderes zu sagen?
VAILLANT-COUTURIER: Nein.
M. DUBOST: Ich danke Ihnen. Wenn der Gerichtshof die Zeugin noch befragen
will, ich bin fertig.
GENERAL RUDENKO: Ich habe keine Fragen.
DR. HANNS MARX, VERTEIDIGER FÜR DEN ANGEKLAGTEN STREICHER: Rechtsanwalt Dr.
Marx für den abwesenden Verteidiger der SS, Rechtsanwalt Babel. Herr
Rechtsanwalt Babel ist heute morgen verhindert, weil er zu einer
Besprechung zu Herrn General Mitchell beordert worden ist.
Meine Herren Richter, ich möchte mir erlauben, an die Zeugin einige
Fragen zur Aufklärung des Sachverhalts zu richten.
[Zur Zeugin gewandt:]
Frau Couturier, Sie erklärten, Sie seien von der französischen Polizei
verhaftet worden.
VAILLANT-COUTURIER: Ja.
DR. MARX: Aus welchem Grunde sind Sie verhaftet worden?
VAILLANT-COUTURIER: Widerstand. Ich gehörte einer Widerstandsbewegung an.
DR. MARX: Eine andere Frage: Welche Stellung bekleideten Sie?
VAILLANT-COUTURIER: Welche Stellung?
DR. MARX: Die Stellung, die Sie bekleideten; haben Sie irgendeine Stellung
bekleidet?
VAILLANT-COUTURIER: Wo?
DR. MARX: Waren Sie zum Beispiel Lehrerin?
VAILLANT-COUTURIER: Vor dem Kriege? Ich verstehe nicht ganz, was die Sache
mit dem Sachverhalt zu tun hat. Ich war Journalistin.
DR. MARX: Ja, die Sache ist doch so: Sie haben in Ihrer Aussage große
Gewandtheit in Stil und Ausdruck erkennen lassen, und da möchte ich wissen,
ob Sie eine Stellung in einem entsprechenden Beruf bekleidet haben, ob Sie
Lehrerin waren, oder ob Sie zum Beispiel Vorträge gehalten haben?
VAILLANT-COUTURIER: Nein, ich war photographische Reporterin.
DR. MARX: Ja, wie ist es zu erklären, daß Sie selbst so gut all dies
überstanden haben, daß Sie in gutem Gesundheitszustand zurückgekommen sind?
VAILLANT-COUTURIER: Erstens bin ich bereits vor einem Jahr befreit worden.
In einem Jahr hat man Zeit sich zu erholen. Sodann war ich, wie ich gesagt
habe, zehn Monate in Quarantäne und habe das Glück gehabt, an Flecktyphus
nicht zu sterben, obwohl ich dreieinhalb Monate krank war.
Da ich aber andererseits Deutsch kann, habe ich in der letzten Zeit in
Ravensbrück beim Appell im Revier mitgeholfen, und so hatte ich unter den
schlechten Wetterverhältnissen nicht zu leiden. Dagegen sind bei meinem
Transport von 230 nur 49 heimgekehrt, und wir waren nach vier Monaten nur
noch 52. Ich habe das Glück gehabt, zurückzukommen.
DR. MARX: Trugen Sie lediglich Ihre eigenen Beobachtungen vor, oder handelt
es sich etwa um Mitteilungen, die Ihnen von anderen Personen gemacht worden
sind?
VAILLANT-COUTURIER: So oft das der Fall gewesen ist, habe ich dies in
meinen Aussagen angegeben. Ich habe niemals etwas zitiert, was hinsichtlich
der Herkunft nicht durch mehrere Personen beglaubigt worden ist, aber der
Hauptteil meiner Aussage besteht aus persönlichen Eindrücken.
DR. MARX: Wie können Sie erklären, daß Sie so genaue statistische
Kenntnisse besitzen? Sie sprechen zum Beispiel davon, daß 700000 Juden aus
Ungarn gekommen seien?
VAILLANT-COUTURIER: Ich habe Ihnen gesagt, daß ich in den Büros gearbeitet
habe und in Bezug auf Auschwitz, daß ich die Freundin der Sekretärin, das
heißt der Oberaufseherin war, deren Namen und Adresse ich dem Gerichtshof
angegeben habe.
DR. MARX: Es wird nämlich auch behauptet, daß nur 350000 Juden aus Ungarn
gekommen seien, nach Angabe des Abteilungsleiters bei der Gestapo,
Eichmann.
VAILLANT-COUTURIER: Ich mochte mit der Gestapo nicht diskutieren. Ich habe
guten Grund anzunehmen, daß ihre Erklärungen nicht immer genau sind.
DR. MARX: Gut. Wie wurden Sie selbst behandelt, wurden Sie gut behandelt?
VAILLANT-COUTURIER: Wie die anderen.
DR. MARX: Wie die anderen? Sie sagten auch, das deutsche Volk mußte über
die Vorgänge in Auschwitz auf dem laufenden gewesen sein. Worauf basiert
diese Behauptung?
VAILLANT-COUTURIER: Ich habe das schon gesagt, einerseits auf der Tatsache,
daß die lothringischen Soldaten der Wehrmacht, als wir abfuhren, uns im
Zuge sagten: »Wenn Ihr wüßtet, wohin Ihr fahrt, so würdet Ihr es nicht so
eilig haben, dort anzukommen«. Andererseits auf der Tatsache, daß die
deutschen Frauen, die aus der Quarantäne herauskamen, um in Fabriken zu
arbeiten, diese Tatsachen kannten und alle sagten, sie würden es draußen
weitererzählen; und drittens auf der Tatsache, daß in allen Fabriken, in
denen Häftlinge arbeiteten, diese in Berührung mit deutschen Zivilisten
waren; sowie auf der Tatsache, daß die Aufseherinnen in Verbindung mit
ihren Familien und Freunden standen und oft damit prahlten, was sie gesehen
hatten.
DR. MARX: Noch eine Frage. Sie haben bis 1942 das Verhalten der deutschen
Soldaten in Paris beobachten können. Benahmen sich die deutschen Soldaten
nicht anständig und bezahlten sie nicht was sie requiriert hatten?
VAILLANT-COUTURIER: Ich habe davon nicht die geringste Ahnung. Ich weiß
nicht, ob sie für ihre Beschlagnahmen bezahlten. Was anständige Behandlung
betrifft, so sind zu viele meiner Angehörigen erschossen oder
niedergemetzelt worden, als daß ich Ihre Meinung in dieser Frage teilen
könnte.
DR. MARX: Ich habe keine weitere Frage an die Zeugin zu stellen.
VORSITZENDER: Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, braucht nichts weiter
gesagt zu werden.
DR. MARX: Ich wollte mir nur erlauben, für den Herrn Rechtsanwalt Babel den
Vorbehalt zu machen, daß er selbst die Zeugin noch ins Kreuzverhör nehmen
kann.
VORSITZENDER: Babel, sagten Sie?
DR. MARX: Ja.
VORSITZENDER: Entschuldigen Sie, natürlich, aber wann wird Rechtsanwalt
Babel zurück sein?
DR. MARX: Ich nehme an, daß er heute nachmittag zurück sein wird, er ist ja
im Hause, aber er muß Zeit haben, das Protokoll zu lesen.
VORSITZENDER: Wir werden die Frage, daß Rechtsanwalt Babel nochmals eine
Vernehmung vornimmt, beraten, wenn er heute nachmittag hier ist. Wollen
andere deutsche Verteidiger an die Zeugin Fragen stellen?
[Keine Antwort.]
Herr Dubost, haben Sie noch Fragen, die Sie in einer weiteren
Vernehmung stellen wollen?
M. DUBOST: Ich habe keine weiteren Fragen zu stellen, Herr Vorsitzender.
VORSITZENDER: Die Zeugin kann den Raum verlassen.
[Die Zeugin verläßt den Zeugenstand.]