H Maffner
2004-05-22 21:41:46 UTC
Schlächter Harris -Seine Verbrechen im Irak
Mit Bomben und Giftgas gegen den Volksaufstand
RAF-Luftmarschall Arthur Harris, 1953 von der Queen zum Ritter (Sir) des
Britischen Empire geschlagener "Schlächter von Dresden" 1945, hat schon in
den 20er-Jahren mit barbarischer Luftkriegsführung Terror verbreitet. Dieser
Tage berichtet der US-jüdische Soziologie- und Politikprofessor Nathan
Birnbaum (Georgetown-Universität Washington, Gastprofessor in Straßburg und
Oxford): "Die Bombardierungen deutscher Städte waren das Werk von Harris,
Marshall der britischen Luftwaffe, der zwanzig Jahre zuvor Giftgas gegen
Aufständische des britischen Imperiums - im Irak - eingesetzt hatte."
(Birnbaum, "Pornografie der Gewalt. Die Grausamkeit heutiger Kriege speist
sich aus den Quellen des Kolonialismus", in: "Süddeutsche Zeitung", 10. Mai
2004).
"Wir kommen als Befreier"
Hintergrund: 1917/18 entreißt Großbritannien dem Osmanischen Reich das
Gebiet des heutigen Irak. Als britische Truppen im März 1917 vor Bagdad
stehen, erlässt General Sir Stanley Maude folgende Proklamation: "Unsere
Armeen kommen nicht in Eure Städte und Euer Land als Eroberer oder als
Feind, sondern als Befreier. Einwohner Bagdads, vergesst nicht: Seit 26
Generationen leidet Ihr unter fremden Tyrannen, die alles dafür taten, dass
Araber gegen Araber standen, damit sie von Eurer Uneinigkeit profitieren
konnten.
Diese Politik ist in den Augen Großbritanniens und seiner Alliierten
abscheulich, denn es kann weder Frieden noch Wohlstand geben, wo ein
ungerechtes Regime herrscht."
Doch schon bald müssen die Völker der Region, Araber wie Kurden, erkennen:
Man hat sie aus reinen Kolonial-und Profitinteressen (schon damals spielte
das Öl eine wichtige Rolle) "befreit". Es brechen Hungerrevolten und
Aufstände gegen die Briten aus. 1919 erheben sich die Kurden im Norden. "Bei
der Niederschlagung dieses Auf-.standes kam zum ersten Mal das Konzept der
kolonialen Kontrolle aus der Luft des Bush-Idols Winston Churchill zum
Einsatz ... Bomben, Giftgas und Maschinengewehre sollten aus der Luft im
Irak für britische Ruhe und Ordnung sorgen." (Julius Wilm, "Die erste
.Befreiung'", in: "Junge Welt", 17. Juli 2003.)
1920 kommt es im Irak zu einem flächendeckenden Volksaufstand. Der für die
Niederschlagung der Erhebung verantwortlich gewesene britische General Sir
Aylmer L. Haidane zitiert in seinen Memoiren den von ihm damals erlassenen
Befehl an seine Truppen: "Das Dorf, in dem ein Bewaffneter Zuflucht findet,
wird zerstört; Druck wird auf die Bewohner ausgeübt durch die Zerstörung der
Wasserversorgung; lebensnotwendige Versorgung wird verweigert."
Als die Bodentruppen, vorwiegend vom Empire zwangsrekrutierte Inder, an der
Aufstandsbewegung zu scheitern drohen, setzt die britische RAF Bomben und
Giftgas ein. Arthur Harris ist als Chef der 45. Squadron (Staffel) der Royal
Air Force maßgeblich am Einsatz beteiligt. Einzelheiten berichtet Dr. David
Ossimi - er lehrt an der englischen University of Hüll Neuere Geschichte -
in seinem 1990 erschienenen Werk "Air Power and Colonial Control; the Royal
Air Force 1919-39".
"Innerhalb von 45 Minuten"
Der Historiker zitiert, mit welchen Worten Winston Churchill, damals
Kriegsminister Seiner Majestät, Bedenken britischer Militärs gegen den
Einsatz von Giftgas vom Tisch gefegt hat: "I do not understand this
squea-mishness about the use of gas. Im am strongly in favor of using poison
gas against uncivilized tribes." ("Ich habe kein Verständnis für diese
Überempfindlichkeit wegen des Einsatzes von Gas. Ich bin entschieden dafür,
Giftgas gegen unzivilisierte Stämme einzusetzen.") Und bei Dr. Ossimi liest
man auch, was Arthur Harris 1924, nach getaner "Arbeit" im Irak, zufrieden
geäußert hat: "The Arabs and Kurds now know what real bombing means, in
casualties and damage; they now know that within 45 minutes a full-sized
village can be practically wiped out and a third of its inhabitants killed
or injured by four or five machines which offer them no real target, no
opportunity for glory as warriors, no effective means of escape." Also: "Die
Araber und Kurden wissen jetzt, was so ein richtiges Bombardieren an
Verlusten und Schäden bedeutet. Sie wissen jetzt, dass innerhalb von 45
Minuten ein ganzes Dorf ausgelöscht und jeder dritte Einwohner getötet oder
verwundet werden kann von vier oder fünf Maschinen, die ihnen kein
Angriffsziel und keine Möglichkeit für Kampfesruhm bieten, keine Chance zur
Flucht lassen."
Arthur Harris, von seinen Feinden als "Schlächter" bezeichnet, habe sein
Handwerk erstmals gegen kurdische Dörfer im Irak ausgeübt, stellt David
Ossimi abschließend fest: "Arthur Harris, known to hes enemies as Butcher,
first practised his trade against Kurdish villages in Iraq."
Ernst K. Berg
Mit Bomben und Giftgas gegen den Volksaufstand
RAF-Luftmarschall Arthur Harris, 1953 von der Queen zum Ritter (Sir) des
Britischen Empire geschlagener "Schlächter von Dresden" 1945, hat schon in
den 20er-Jahren mit barbarischer Luftkriegsführung Terror verbreitet. Dieser
Tage berichtet der US-jüdische Soziologie- und Politikprofessor Nathan
Birnbaum (Georgetown-Universität Washington, Gastprofessor in Straßburg und
Oxford): "Die Bombardierungen deutscher Städte waren das Werk von Harris,
Marshall der britischen Luftwaffe, der zwanzig Jahre zuvor Giftgas gegen
Aufständische des britischen Imperiums - im Irak - eingesetzt hatte."
(Birnbaum, "Pornografie der Gewalt. Die Grausamkeit heutiger Kriege speist
sich aus den Quellen des Kolonialismus", in: "Süddeutsche Zeitung", 10. Mai
2004).
"Wir kommen als Befreier"
Hintergrund: 1917/18 entreißt Großbritannien dem Osmanischen Reich das
Gebiet des heutigen Irak. Als britische Truppen im März 1917 vor Bagdad
stehen, erlässt General Sir Stanley Maude folgende Proklamation: "Unsere
Armeen kommen nicht in Eure Städte und Euer Land als Eroberer oder als
Feind, sondern als Befreier. Einwohner Bagdads, vergesst nicht: Seit 26
Generationen leidet Ihr unter fremden Tyrannen, die alles dafür taten, dass
Araber gegen Araber standen, damit sie von Eurer Uneinigkeit profitieren
konnten.
Diese Politik ist in den Augen Großbritanniens und seiner Alliierten
abscheulich, denn es kann weder Frieden noch Wohlstand geben, wo ein
ungerechtes Regime herrscht."
Doch schon bald müssen die Völker der Region, Araber wie Kurden, erkennen:
Man hat sie aus reinen Kolonial-und Profitinteressen (schon damals spielte
das Öl eine wichtige Rolle) "befreit". Es brechen Hungerrevolten und
Aufstände gegen die Briten aus. 1919 erheben sich die Kurden im Norden. "Bei
der Niederschlagung dieses Auf-.standes kam zum ersten Mal das Konzept der
kolonialen Kontrolle aus der Luft des Bush-Idols Winston Churchill zum
Einsatz ... Bomben, Giftgas und Maschinengewehre sollten aus der Luft im
Irak für britische Ruhe und Ordnung sorgen." (Julius Wilm, "Die erste
.Befreiung'", in: "Junge Welt", 17. Juli 2003.)
1920 kommt es im Irak zu einem flächendeckenden Volksaufstand. Der für die
Niederschlagung der Erhebung verantwortlich gewesene britische General Sir
Aylmer L. Haidane zitiert in seinen Memoiren den von ihm damals erlassenen
Befehl an seine Truppen: "Das Dorf, in dem ein Bewaffneter Zuflucht findet,
wird zerstört; Druck wird auf die Bewohner ausgeübt durch die Zerstörung der
Wasserversorgung; lebensnotwendige Versorgung wird verweigert."
Als die Bodentruppen, vorwiegend vom Empire zwangsrekrutierte Inder, an der
Aufstandsbewegung zu scheitern drohen, setzt die britische RAF Bomben und
Giftgas ein. Arthur Harris ist als Chef der 45. Squadron (Staffel) der Royal
Air Force maßgeblich am Einsatz beteiligt. Einzelheiten berichtet Dr. David
Ossimi - er lehrt an der englischen University of Hüll Neuere Geschichte -
in seinem 1990 erschienenen Werk "Air Power and Colonial Control; the Royal
Air Force 1919-39".
"Innerhalb von 45 Minuten"
Der Historiker zitiert, mit welchen Worten Winston Churchill, damals
Kriegsminister Seiner Majestät, Bedenken britischer Militärs gegen den
Einsatz von Giftgas vom Tisch gefegt hat: "I do not understand this
squea-mishness about the use of gas. Im am strongly in favor of using poison
gas against uncivilized tribes." ("Ich habe kein Verständnis für diese
Überempfindlichkeit wegen des Einsatzes von Gas. Ich bin entschieden dafür,
Giftgas gegen unzivilisierte Stämme einzusetzen.") Und bei Dr. Ossimi liest
man auch, was Arthur Harris 1924, nach getaner "Arbeit" im Irak, zufrieden
geäußert hat: "The Arabs and Kurds now know what real bombing means, in
casualties and damage; they now know that within 45 minutes a full-sized
village can be practically wiped out and a third of its inhabitants killed
or injured by four or five machines which offer them no real target, no
opportunity for glory as warriors, no effective means of escape." Also: "Die
Araber und Kurden wissen jetzt, was so ein richtiges Bombardieren an
Verlusten und Schäden bedeutet. Sie wissen jetzt, dass innerhalb von 45
Minuten ein ganzes Dorf ausgelöscht und jeder dritte Einwohner getötet oder
verwundet werden kann von vier oder fünf Maschinen, die ihnen kein
Angriffsziel und keine Möglichkeit für Kampfesruhm bieten, keine Chance zur
Flucht lassen."
Arthur Harris, von seinen Feinden als "Schlächter" bezeichnet, habe sein
Handwerk erstmals gegen kurdische Dörfer im Irak ausgeübt, stellt David
Ossimi abschließend fest: "Arthur Harris, known to hes enemies as Butcher,
first practised his trade against Kurdish villages in Iraq."
Ernst K. Berg