DIE UNHEILIGE ALLIANZ ZWISCHEN HAKENKREUZ UND HALBMOND
Neonazis und fundamentalistische Islamisten
von Anton Maegerle
"Habt kein Mitleid mit den Juden, egal, wo ihr seid, in welchem Land
auch immer. Bekämpft sie, wo immer ihr seid. Wo immer ihr seid, tötet
Juden und Amerikaner. ... Laßt uns Allah vertrauen, die Reihen
schließen und unsere Worte vereinen, und der Slogan von uns allen
möge sein: Heiliger Krieg! Heiliger Krieg!" (1)
Freitagsgebet von Ahmed Abu Halabiya, Mitglied des von Arafats
Autonomiebehörde ernannten "Fatwa Rates" und früherer Rektor der
islamischen Uni in Gaza, am 13. Oktober 2000 in der
Sultan-Aal-Nahyan-Moschee in Gaza.
Die Terroranschläge gegen die Türme des World Trade Center in New
York und das Pentagon in Washington haben die Welt erschüttert. Doch
während nahezu alle Deutschen in seltener Einigkeit mit den USA
trauerten, brach die Neonazi-Szene in der Bundesrepublik Deutschland
in Jubel aus.(2)
Wir dokumentieren das Netz des Hasses zwischen deutschsprachigen
Neonazis und islamistischen Fundamentalisten:
Die von klerikalfaschistischen Islamisten verursachten
Terrorszenarien waren teuflisch, aber nicht neu - sie könnten in
ihrer Dramaturgie auch einem braunen Drehbuch entstammen.
New York "in Schutt und Asche legen" wollte kurz vor dem Ende der
Nazi-Herrschaft Reichsführer SS Heinrich Himmler. " Die Amerikaner",
so Himmler, "müssen auch etwas vom Krieg zu spüren bekommen." Der
"psychologische Effekt wäre enorm. Ich bin überzeugt, daß es die
Amerikaner nicht ertragen könnten, in ihrem eigenen Land angegriffen
zu werden."(3)
Adolf Hitler selbst fällte im März 1941 die Bemerkung, man müsse mit
Terrorangriffen auf amerikanische Millionenstädte den Juden eine
"Lektion" erteilen.(4)
47 Jahre später lässt der Hitler-Verehrer William Pierce (Jg. 1933)
in seinem rechtsterroristischen Roman "The Turner Diaries" einen
rechtsextremen Kamikaze mit einem Flugzeug in das Pentagon stürzen.
In einer apocalyptischen Szene jubiliert Pierce über die Zerstörung
von New York als dem jüdisch dominierten und verseuchten Zentrum des
Weltkapitals". Lustvoll lässt der Neonazi unter seinem damaligen
Pseudonym Andrew Macdonald die "100 Stockwerke der Wolkenkratzer" in
sich zusammenstürzen. Pierce stellt sich in dem utopischen Machwerk,
das zwischenzeitlich weltweit zu einer Neonazi-Bibel avanciert ist,
als Herausgeber der Tagebücher des US-amerikanischen
Rechtsextremisten Earl Turner vor, die im Jahre 2091 bei Ausgrabungen
in den Ruinen von Washington, das heißt 100 Jahre nach der nationalen
Revolution von 1991-93, gefunden wurden. In den Tagebüchern
beschreibt Turner die Vorbereitung und Durchführung einer braunen
Revolution mit dem Ziel einer nationalen Wiedergeburt.(5)
Der notorische Antisemit Pierce ist Führer der heute
mitgliederstärksten Neonazigruppe "National Alliance" (NA) in den
USA. Engste Kontakte unterhält die NA zur "Nationaldemokratischen
Partei Deutschlands" (NPD).
AHMED HUBER
Die NPD veranstaltete am 8. September im sächsischen Grimma ihr
"Deutsche Stimme"-Pressefest. Angereist waren zu dem Spektakel bei
Bockwurst, Bier und Skinmusik über 1.000 Rechtsextremisten aus der
ganzen Bundesrepublik und dem benachbarten Ausland.
Vielgefragter Diskussionspartner der Neonazis und Skins war der
Schweizer Islamist Ahmed Huber (Jg. 1927), der schon mehrfach auf
NPD/JN-Veranstaltungen zugegen war. Zuletzt referierte Huber beim
Europakongreß der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten"
zum Thema "Islam und Neue Rechte". Die Nachwuchs-Recken waren von dem
Vortrag so begeistert, daß er am nächsten Tag in etwas anderer Form
wiederholt werden mußte. Eigenbekunden zufolge wirkt Huber seit 1989
"im Rahmen der Islamischen Bewegung ("Fundamentalisten") als
Vortragsredner in Europa, USA, Canada, Südafrika, Türkei und
Iran."(6)
Der Ex-Journalist Huber war ein enger Vertrauter des Schweizers
Francois Genoud, der seiner Verehrung für Hitler und den
Nationalsozialismus sein Leben lang treu geblieben ist, ebenso dem
Antisemitismus und seinen exzellenten Beziehungen zu
palästinensischen Terroristen und arabischen Extremisten. 1932 traf
er Hitler, lebte zeitweilig im "Deutschen Reich", arbeitete mit dem
deutschen Geheimdienst zusammen und organisierte nach Kriegsende die
Flucht von Nazigrößen. Genoud hatte bis zu seinem Selbstmord 1996 das
einträgliche Copyright an den Tagebüchern von NS-Propagandaminister
Josef Goebbels inne. Vor Jahren bekannte sich Genoud dazu, daß er
1972 die Entführung einer Boeing 747 der Lufthansa von Dehli nach
Aden durch die terroristische "Volksfront für die Befreiung
Palästinas" (PFLP) mitorganisiert habe. Er unterstützte den
Terroristen Carlos und finanzierte die Verteidigung der Nazis Adolf
Eichmann und Klaus Barbie.(7)
Gemeinsam mit Huber besuchte Genoud den im spanischen Exil lebenden
Leon Degrelle (1906 - 1994), den prominentesten belgischen
Kollaborateur, der bei Kriegsende die belgische
SS-Freiwilligen-Legion "Wallonie" befehligte. Der "Löwe von
Wallonien" war 1944 in Belgien wegen Kollaboration mit dem NS-Regime
und Kriegsverbrechen in Abwesenheit zum Tod verurteilt worden und
hatte vom Franco-Regime politisches Asyl erhalten. Degrelle, der
höchstdekorierteste Ausländer (Eichenlaub zum Ritterkreuz), galt in
hiesigen Neonazi-Kreisen als hochverehrte Nazi-Ikone. Neonazis wie
Michael Kühnen und dessen Stellvertreter Thomas Brehl pilgerten zu
ihm nach Madrid. Im Rechtsaußenblatt "Junge Freiheit" war nach dem
Tod der Nazigröße zu lesen: "Leon Degrelle ist jetzt tot, aber er
gehört ohne Zweifel zu den Unsterblichen."(8)
Im Zuge möglicher Finanztransaktionen von Osama Bin-Laden(9) ist
Huber nun ins Visier der Geheimdienste geraten. Vermutet wird, daß
Gelder von Bin Laden über die Finanzgesellschaft Al Taqwa Management
Organization mit Sitz in Lugano geflossen seien. Zu den
Verwaltungsratsmitgliedern der Firma, die laut dem jüngsten
Handelsregisterauszug in Nada Management Organization SA umbenannt
worden ist, gehört auch Huber. Eigenangaben von Huber zufolge hat
dieser in der libanesischen Hauptstadt Beirut auch Kaderleute von Bin
Laden kennengelernt. Huber feierte die Terrorakte gegen die USA mit
"jungen Patrioten" in einer Kneipe. Die Türme des World Trade Center
waren für ihn "Türme der Gottlosigkeit" und das Pentagon ein "Symbol
des Satans".(10) BEFREIUNGSKRIEG
Die Terrorakte gegen die USA werden von der rechtsextremen Szene
positiv beurteilt und in ihrem Sinne instrumentalisiert.(11)
Den Anfang machte das "Deutsche Kolleg", eine Nachfolgeeinrichtung
des Berliner Leserkreises des Rechtsaußenblattes "Junge Freiheit". In
einer Erklärung mit dem sinnigen Titel "Independence Day Live" werden
die Terrorakte auf das World Trade Center und das Pentagon als
"Befreiungskrieg" bejubelt. Die "Luftangriffe", so das "Deutsche
Kolleg", "markieren das Ende des Amerikanischen Jahrhunderts, das
Ende des globalen Kapitalismus und damit das Ende des weltlichen
Jahwe-Kultes, des Mammonismus." Den islamistischen Terroristen wird
die Absolution erteilt: "Die militärischen Angriffe auf die Symbole
der mammonistischen Weltherrschaft sind - weil sie vermittelt durch
die Medien den Widerstandsgeist der Völker beleben und auf den
Hauptfeind ausrichten - eminent wirksam und deshalb rechtens."(12)
Presserechtlich Verantwortlicher dieser Zeilen ist das NPD-Mitglied
Horst Mahler. Der einstige RAF-Terrorist ist neben dem NPD-nahen
Reinhold Oberlercher einer der Chefideologen des antisemitischen
"Deutschen Kollegs".
Die Inkarnation des Bösen ist für Mahler und fundamentalistische
Islamisten die "Ostküste". Gemeint ist der Nordosten der USA und vor
allem das multikulturelle New York. Die Ostküste und insbesondere New
York stehen in diesen Kreisen als Heimat jüdischer Organisationen und
der ebenso verhaßten Wallstreet. "Ostküste" ist das Kampfwort des
metaphorischen Antisemitismus. Es ist die Schnittstelle von
Antisemitismus / Antizionismus und Antiamerikanismus. Das, was mit
"Ostküste" gemeint ist, hat Hitler 1923 seinem Gefolgsmann Rudolf Heß
im Gefängnis in Landsberg diktiert: "Juden sind die Regenten der
Börsenkräfte der amerikanischen Union." ("Mein Kampf")
Gefeiert wurden die Terrorakte auch vom neonationalsozialistischen
"Aktionsbüro Norddeutschland", das von einem Angehörigen des
Kameradenkreises um den Hamburger Neonazi Thomas Wulff betrieben
wird: "Am 'schwarzen Dienstag', dem 11.September 2001, bekamen die
USA nun erstmals einen Schluck von der eigenen Medizin verabreicht.
Die Völkermordzentrale 'Pentagon' schwer getroffen, der World Trade
Center ruht in Schutt und Asche - das Symbol der weltweiten
Ausbeutung und Globalisierung ist gefallen!" Die "Deutschen" werden
aufgefordert, sich "nicht verdummen" zu lassen: "Wenn die USA eines
sicher nicht verdient haben, dann ist es Euer Mitleid! Merkt Euch die
etablierten Medien und Politiker gut, die gerade jetzt zeigen, wessen
fremden Geistes Kind sie sind. Wer sich an die Seite der USA begibt,
steht auf der Seite des internationalen Kapitals, der Multikultur und
der Globalisierung - gegen die Freiheit der Völker!"(13)
Jubilarien, die erschüttern und zugleich nicht wirklich verwundern.
Die deutschen Neonazis und ihre politischen Vorposten sympathisieren
schon seit längerem mit den extremen Islamisten. Was sie verbindet:
Israel als der gemeinsame Feind und der Kampf gegen Imperialismus und
Globalisierung, für den insbesondere die USA verantwortlich gemacht
werden.
Unverhohlen wurde bereits 1995 in der in Berlin erscheinenden
holocaustleugnenden und rechtsextremen Zweimonatszeitschrift
"Sleipnir" der "Heilige Krieg" bejubelt. Islamistische Terroristen
wurden als "Helden" gefeiert, die sich "geopfert" haben, um "das Volk
vom Sklavenjoch zu befreien." Der "Heilige Krieg" sei heute
"Pflicht". Dem Westen wurde das Recht auf Führung" abgesprochen,
"denn seine Sprüche von Demokratie, Gleichheit, Gerechtigkeit,
Menschenrechten und Sicherheit sind hohl".(14)
Veröffentlicht ist in der "Sleipnir"-Ausgabe auch die Anzeige eines
"Islamischen Verteidigungsrates Europas" (Postfachadresse in
(Mannheim).(15)
Im November 1997 veranstalteten die "Jungen Nationaldemokraten" bei
klirrender Kälte in Stuttgart eine Kundgebung unter dem Motto:
"Schluß mit dem Wirtschaftsimperialismus der Weltpolizei USA -
Freiheit und Selbstbestimmung auch für das irakische Volk". Ihr
Leitspruch, adaptiert von der Friedensbewegung: "Kein Blut für Öl!".
Im letzten Jahr feierten Neonazis aus Nordrhein-Westfalen die
militanten Übergriffe von Palästinensern auf eine Synagoge am
9.Oktober in Essen als "Reichskristallnachtstimmung": "Am helllichten
Tag haben aufgebrachte Palästinenser ... die jüdische Synagoge in
Essen aufgesucht und versucht diese zu demontieren. Mit Steinen,
Flaschen und alles was man zum werfen benutzen kann, ging der Sturm
auf die Synagoge los. Ein paar aufgeschreckte Mitarbeiter der
Syngaoge gelang es zu Ihrem Glück, die Luken dicht zu machen und sich
verängstigt zurück zu ziehen. Könnte mir gut vorstellen, das sie
schon an eine gewaltsame Machtübernahme durch nationalrevolutionäre
Kräfte gedacht haben."(16)
Am 14.April 2001 demonstrierten hunderte Neonazis in Jena unter dem
Motto "Für eine Welt freier Völker - Solidarität mit Irak und
Palästina".
Am 27. Februar dieses Jahres rief ein neonationalsozialistischer
Anonymus namens "Mr.X" im Forum der Homepage der Duisburger "Jungen
Nationaldemokraten" zur "Solidarität für Palästina" auf.
Seine Kameraden, deren wahnhafter Antisemitismismus dem des
Judenhasses fanatischer Islamisten nicht nachsteht, machte er auf
eine Homepage namens "www.intifadaonline.com" aufmerksam. O-Ton
"Mr.X": "Man kann dort den Freiheitskampf des von den Zionisten
unterjochten palästinensischen Volkes unterstützen (sogar auch auf
Deutsch)!!!"(17)
Ein paar Mausklicks weiter appellierte die deutschsprachige
Taliban-treue Homepage "www.qoqaz.de" ("Azzam Publications") an alle
Muslime, "am Jihad teilzunehmen", der "Allahs zu Ehren unternommen
wird." Auch im Ausland, so war zu lesen, gelte es, für gottgläubige
Muslime für den Jihad zu trainieren. Denn "die militärische
Ausbildung im Islam" sei "eine Verpflichtung jedes
zurechnungsfähigen, männlichen und gereiften Muslim" - egal, "ob in
einem moslemischen Land oder in einem nicht moslemischen Land
lebend."(18)
Die "qoqaz"-Mailingliste hatte am Tag der Terroranschläge ca. 500
Abonnenten, darunter den 26-jährigen Said Bahaji, den mutmaßlichen
logistischen Kopf der Hamburger Terrorgruppe.
Auf der Abonnentenliste findet sich auch Alfred Dagenbach, Mitglied
im Bundesvorstand und Kreisvorsitzender der REPublikaner im
baden-württembergischen Heilbronn. DEUTSCH-ARABISCHE KOOPERATION
Einer der entschiedensten Befürworter einer deutsch-arabischen
Kooperation ist der Ex-REPublikaner-Vorsitzende Franz Schönhuber. In
der letztjährigen Weihnachtsausgabe der Monatszeitschrift "Nation +
Europa", dem führenden ideenpolitischen Organ bundesdeutscher
Rechtsextremisten unterschiedlichster Couleur, forderte er die
"Patrioten aller Länder" auf, sich "unmißverständlich auf die Seite
der Palästinenser" zu stellen und gegen die "Kolonialmacht Israel" zu
stellen.(19)
In der "National-Zeitung", dem Sprachrohr der vom Multimillionär
Gerhard Frey geführten "Deutschen Volksunion" (DVU), erklärte er im
April dieses Jahres: die muslimischen Staaten "könnten unsere
natürlichen Verbündeten im Kampf gegen den israelisch-amerikanischen
Weltherrschaftsanspruch sein."(20)
Eine publizistische Plattform für Kader und Funktionäre
islamistischer und palästinensicher Organisationen bietet seit Jahren
das Rechtsaußenblatt "Junge Freiheit".
So zuletzt im August dieses Jahres. Unkommentiert konnte Abdel Aziz
Rantisi, 1987 Mitbegründer der Hamas und heute Sprecher des
politischen Flügels der Hamas im Gaza-Streifen, Israelis als
"Aggressoren, Besatzer, Mörder" beschimpfen.(21)
Abdallah Frangi, Mitglied im Zentralkomitee der Al-Fatah und im
Zentralrat der PLO, der seit 1993 die "Palästinensische
Generaldelegation" in Bonn leitet, verharmloste in der JF die
Intifada und erklärte: "Die Intifada ist nicht gewalttätig".(22)
In der JF findet sich auch der Nachdruck eines Interviews der
ägyptischen Wochenzeitung "Al-Ahram" mit Hassan Nasrallah, dem
Generalsekretär der libanenischen Hizb Allah.(23)
Ebenfalls in der JF plädierte der neurechte Ideologe Robert Steuckers
für die Notwendigkeit von "arabisch-muslimischen Allierten", um "auf
dem internationalen politischen Schachbrett handlungsfähig zu
bleiben". Begrüßt wird von ihm der "panarabische Nationalismus", der
sich dem "amerikanischen Imperialismus" widersetze. Ebenso angetan
ist Steuckers von der "Kultur der Gemeinschaften", die sich in den
islamischen Ländern erhalten haben will. Hier will Steuckers
anknüpfen und träumt von der "Wiederherstellung eines
gemeinschaftsorientierten Rechts": "Ein Recht, das sich eher an den
alten Regeln orientiert, in der die Gemeinschaft im Mittelpunkt steht
und das den Regeln seiner modernen Derivate, des Individualismus und
des Kollektivismus widersteht."(24)
Allem Anschein nach bleibt es in der unheiligen Allianz von
Rechtsaußen mit islamischen Fundamentalisten nicht nur bei
publizistischen Solidaritätsadressen.
So warnte Paul Spiegel, der Präsident des Zentralrates der Juden,
schon Anfang des Jahres 2001 vor den Gefahren einer Kooperation
neonazistischer und palästinensich-islamistischer Gewalttäter. "Ich
befürchte eine solche Kooperation", sagte er. Wenn dies geschehe,
"dann haben wir ein ganz großes Problem und Anlass zu großer
Sorge".(25)
Eine Schwäche für die islamistischen Gotteskrieger hat der im
November 1997 bei der Einreise nach Israel verhaftete Deutsche Steven
Smyrek (Jg. 1971). Der zum Islam übergetretene Smyrek (Abdul Karim)
sollte im Auftrag der pro-iranischen Hizb Allah ein
Selbstmordattentat in Israel durchführen. Schon kurz nach der
Inhaftierung des Hizb Allah-Sympathisanten forderte die deutsche
Neonazi-Knasttruppe "Hilfsorganisation für nationale politische
Gefangene und deren Angehörige" (HNG) in ihrer Untergrund-Postille
"Nachrichten der HNG" zur Solidarität mit dem islamischen
Gotteskrieger Symrek auf, da sich dieser "in den Fängen der
israelischen Terrorjustiz" befinde.(26)
Smyrek, der in Israel eine zehnjährige Haftstrafe absitzt, soll in
einem Bin-Laden-Lager in Afghanistan ausgebildet worden sein.(27)
Nahezu zeitgleich zu Smyreks Verhaftung riefen führende Funktionäre
der rechtsextremen Szene in Berlin zur Annäherung an die Hamas auf.
So spreche für eine "enge Kooperation ... eine gemeinsame historische
Grundlage", wird ein Kader der Berliner Neonazi-Kameradschaften in
der Internet-Ausgabe der neonationalsozialistischen
"Berlin-Brandenburger Zeitung" (BBZ) zitiert.(28)
Autor des Artikels war das BBZ-Redaktionsmitglied Walter Menz vom
Neonazi-Verein "Die Nationalen", der später mit der NPD fusionierte.
"GEMEINSAME HISTORISCHE GRUNDLAGE"
Die "gemeinsame historische Grundlage" - das ist die unheilige
Allianz aus der Zeit Nazi-Deutschlands. Bereits in den 30er und 40er
Jahren hatten Nazis und Araber gemeinsam gegen den
"jüdisch-zionistischen Feind" gekämpft. Treuester Verbündeter der
Nazis im arabischen Raum war damals der Palästinenserführer und
Großmufti von Jerusalem Amin el-Husseini (1895 - 1974), der Onkel von
Jassir Arafat, dem heutigen Präsidenten der palästinensischen
Autonomiebehörde.
Husseini, der 1965 Ahmed Huber in der libanesischen Hauptstadt Beirut
kennengelernt hat, gilt heute sowohl bei radikalen Palästinensern als
auch bei den Neonazis als Held, als ein "Vorkämpfer eines freien
Palästinas", da er die jüdische Einwanderung in das
Vorkriegs-Palästina vehement ablehnte und bekämpfte.
Husseini verbrachte einen Teil des II.Weltkrieges in Berlin und
organisierte mit Hilfe des Reichsführers SS Heinrich Himmler die
Fäden des anti-zionistischen Widerstandes im Nahen Osten. Bei einem
Empfang bei Hitler am 30.November 1941 betonte Husseini: "Die Araber
seien die natürlichen Freunde Deutschlands, da sie die gleichen
Feinde wie Deutschland, nämlich die Engländer, die Juden und die
Kommunisten hätten ... Die Araber erstrebten die Unabhängigkeit und
Einheit Palästinas, Syriens und des Irak und die Beseitigung der
national-jüdischen Heimat".(29)
Husseini hielt sich vor 1945 auch einige Wochen in Bosnien auf und
rekrutierte für Hitler Muslime aus Südosteuropa und Kaukasien zum
Kampf gegen Rußland und gegen Titos Partisanenarmee in der
muslimischen SS-Division "Hanjar" (Schwert). Ebenso kämpften
insgesamt mehr als 6.000 arabische und nordafrikanische Muslime 1943
in Tunesien für Deutschland.
Ein im Juli 2001 enthüllter britischer Geheimdienstbericht offenbart,
daß die Nazis mitten im II.Weltkrieg versucht haben, die jüdische
Bevölkerung aus Palästina zu vertreiben. Demnach wollten die Nazis
1944 mit Fallschirmen in dem Gebiet landen und die dort lebende
arabische Bevölkerung mit Waffen ausstatten. Schlüsselfigur in dem
Komplott war Husseini, der damals im Berliner Exil lebte. Der Plan
scheiterte in einem Fiasko. Mehrere Nazis wurden nach der
Fallschirm-Landung entführt und nie wieder gesehen, bzw.
festgenommen.
Nach 1945 bot der Nahe Osten tausenden deutschen
Nazi-Kriegsverbrechern und SS-Angehörigen, bereitwillig Unterschlupf,
politischen Schutz und eine neue Arbeitsstätte. Beteiligt waren die
Alt-Recken am Aufbau von Streitkräften, Geheimdiensten und
Folterzentren sowie beim Bau von gegen Israel gerichteten
Vernichtungswaffen. Namentlich zu nennen sind einschlägig bekannte
Veteranen wie SS-Obersturmführer Otto Skorzeny, Hitlers Spezialist
für Sabotage und Geheimaktionen, Generalmajor Otto Ernst Remer, der
den Aufstand gegen Hitler am 20.Juli 1944 niederschlug, und Alois
Brunner, Stellvertreter und persönlicher Sekretär Adolf Eichmanns.
Brunner, einer der Haupttäter des Holocaust, ließ sich in der
syrischen Hauptstadt Damaskus nieder. Besucht wurde er dort vor
Jahren von dem österreichischen Neonazi und Holocaustleugner Gerd
Honsik, der im politischen Exil in Spanien lebt. Brunner ist nach
Auffassung von Honsik "zeit seines Lebens ein anständiger Mann
ge wesen". Stolz ist Honsik auch auf seinen Onkel Amon Goeth, der
einst KZ-Kommandant im Nazi-KZ Plasov bei Krakau ("Schindlers Liste")
war. (30)
Kairo als neue Heimat ausgeguckt, hatte sich Johannes von Leers
(1902-1963), Ideologe des NS-Reichspropagandaamtes und zuständig für
"Rassenfragen". Der Verfasser von Büchern wie "Blut und Rasse in der
Gesetzgebung" oder "Wie kam der Jude zum Geld" floh nach 1945
zunächst nach Argentinien (31) und siedelte nach dem Putsch gegen
Peron 1955 nach ?gypten, das seit 1954 unter der Führung von Gamal
Abd el-Nasser stand. Leers bekehrte sich zum Islam und organisierte
als "Amin ben Omar" für die ?gypter die Agitation gegen Israel. Er
war in leitender Funktion im ägyptischen Informationsministerium
tätig. Texte von Leers aus den 50er Jahren werden heute noch in
Neonazi-Postillen nachgedruckt. Stark beeinflußt von Leers ist Ahmed
Huber, der diesen 1964 in Kairo kennenlernte und seit Jahren an einem
Buch über Leers arbeitet.
In Kairo ließ sich auch Hans Eisele, vormals berüchtigter KZ-Arzt in
Buchenwald nieder, und praktizierte als Arzt wieder. Als Arzt bei der
ägyptischen Polizei half Aribert Heim (geb. 1914 in Österreich),
vormals Lagerarzt in Mauthausen, aus. Nach Heim fahndet immer noch
das baden-württembergische Landeskriminalamt. Er ist nach dem KZ-Arzt
Josef Mengele der meistgehaßte Nazi-Arzt, so Simon Wiesenthal. Heim
ist dringend verdächtig, im KZ Mauthausen zahlreiche Häftlinge durch
Herzinjektionen mit Benzin oder Chlormagnesium ermordet zu haben.
Auch soll er einige hundert Menschen bei vollem Bewußtsein
vorsätzlich getötet haben. In einem Falle hat er nach der Tötung dem
Häftling den Kopf abgenommen, diesen ausgekocht und den präparierten
Schädel auf seinen Schreibtisch aufgestellt.
NEONAZIS IM NAHEN OSTEN
Neben Alt-Nazis stößt man im Nahen Osten auch auf Neonazis.
So siedelte ein Dutzend bundesdeutscher Neonazis der
rechtsterroristischen Wehrsportgruppe Hoffmann nach dem Verbot ihrer
Organisation am 30.Januar 1980 in den Libanon über und nannte sich
fortan "Wehrsportgruppe Ausland". Untergebracht waren die Kameraden
im PLO-Lager Bir Hassan bei Beirut - mit Billigung und Einverständnis
von Abu Ijad, damals stellvertretender Leiter der PLO, Gründer und
Anführer der Terrorgruppe "Schwarzer September", die unter anderem
das Münchner Olympiamassaker 1972 verübte.
Der heutige Rechtsextremist und damalige Linksterrorist Mahler kommentierte 1972 das Massaker mit den Worten: "Die mutige Kommandoaktion der Opferbereiten des 'Schwarzen September' gegen die israelische Olympiamannschaft im besonderen und gegen die Olym
piade als imperialistische KdF-Show im allgemeinen ist vollendeter Ausdruck" einer "strategischen Linie.". Weiter schwadronierte er von einer "Symbiose von Zionismus und Imperialismus".(32)
Angehöriger der "WSG Ausland" war u.a. Uwe Mainka. Im Personalbogen
der Neonazi-Truppe "Nationalistische Front" (NF), der er später
angehörte, hielt er in der Rubrik "Politische Auslandskontakte" fest:
"Hisbolla und Amal im Libanon". Als "besondere Fähigkeiten" nannte
er: "Militärische Ausbildung unter realen Bedingungen im
Libanon."(33)
Nahezu zeitgleich unterhielt der Rechtsterrorist Odfried Hepp enge
Kontakte zur "Palestine Liberation Front" (PLF) unter Abul Abbas.
Hepp, der für die PLF hauptsächlich in Südeuropa und Frankreich
operierte, wurde 1985 vom französischen Abwehrdienst DST bei der
Aushebung eines Waffenversteckes dieser palästinensischen
Terror-Organisation verhaftet.
HOLOCAUSTLEUGNER
Ein elementares Bindeglied zwischen deutschsprachigen
Rechtsextremisten und Arabern ist der Revisionismus. Viele Araber,
darunter gar auch Staaten wie Syrien, sind der Meinung, Hitlers
industriell betriebene Massenvernichtung der Juden sei ein "Mythos",
den die Israelis u.a. deshalb erfunden hätten, um ihren Zugriff auf
arabisches Land in Palästina zu rechtfertigen. In einem Leitartikel
der syrischen Regierungszeitung wurde gar der Holocaust als
"Erfindung" der Juden bezeichnet, "um die Welt auszurauben."(34)
Holocaustleugnende Hetze gab es am 25. August 1997 beim Radio der
palästinensischen Selbstverwaltung (PAT) zu hören. Ein Interview mit
dem palästinensischen Autor Hassan al-Agha wurde vorab mit den Worten
anmoderiert: "Es ist wohlbekannt, daß die Juden jedes Jahr
übertreiben, was ihnen die Nazis angetan haben. Sie behaupten, daß 6
Millionen ermordet wurden, aber exakte wissenschaftliche
Untersuchungen beweisen, daß es nicht mehr als 400.000 waren."(35)
IRAN
Im Iran hat im letzten Jahr der Schweizer Holocaustleugner Jürgen
Graf Zuflucht gefunden. Graf war in der Schweiz zu einer 15-monatigen
Haftstrafe ohne Bewährung sowie 8.000 Franken Geldbuße verurteilt
worden, der er sich durch seine Flucht entzog. In seinem Buch "KL
Majdanek. Eine historische und technische Studie" hatte Graf
bestritten, dass es in Majdanek zu Massenmorden an Juden durch
Vergasung und Erschießung gekommen sei.
Zugegen bei Grafs Prozeß war Ahmed Huber.
Graf leitet - das Internet macht's möglich - vom Iran aus die
Fremdsprachenredaktion der "Vierteljahrshefte für freie
Geschichtsforschung" (VffG), das zentrale Sprachrohr
deutschsprachiger Holocaustleugner. Herausgeber der VffG ist der
Verlag "Castle Hill Publishers" (letzter Sitz: Hastings, England),
der von dem bundesdeutschen Holocaust-Leugner Germar Rudolf geführt
wird. Auch Rudolf hat sich einer drohenden Haftstrafe in der
Bundesrepublik entzogen und sich nach England abgesetzt.
Zwischenzeitlich soll sich der einstige Mitarbeiter der "Jungen
Freiheit" in Mexiko aufhalten.
Von Teheran aus organisierte Graf, der weiterhin der von ihm
mitgegründeten holocaustleugnenden Schweizer Organisation "Verité et
Justice" angehört, in Kooperation mit dem in Kalifornien ansässigen
"Institute for Historical Review" (IHR; einem "Sammelbecken für
Holocaust-Leugner, Neonazis, Deutschlandfanatiker, rechtsgerichtete
Extremisten, Antisemiten, Rassisten und Verschwörungstheoretiker"
-Deborah E.Lipstadt), eine Konferenz für Holocaustleugnern aus der
ganzen Welt. Doch die für den 3.April dieses Jahres in Beirut
geplante Konferenz wurde in letzter Minute vom libanesischen
Regierungschef verboten.
Als Stargast der Veranstaltung war Horst Mahler geladen, der nach dem
Verbot seinen geplanten Vortrag mit dem Titel "Endlösung der
Judenfrage" online ins Internet setzte.
Gern gesehen im Iran ist auch der in Schweden lebende
Holocaustleugner Ahmed Rami. Rami gilt als das Bindeglied zwischen
europäischen und arabischen Holocaustleugnern. Der gebürtige
Marokkaner hielt sich auf Einladung der iranischen Radio-und
Fernsehanstalten im Sommer 1999 zu einer Vortragsreise in Teheran
auf. Vor Ort traf er mit dem Direktor der iranischen Radio-und
TV-Sender zusammen. Seine Vortragsthemen waren, so das Organ der
österreichischen Holocaust-Leugner, "Phoenix",
"Holocaust-Revisionismus und wie die Israellobbys mit den von ihnen
kontrollierten Medien aus den Holocaust-Geschichten ihre Weltmacht
gewannen und jetzt damit die Welt kontrollierten." Thematisiert wurde
von Rami bei dessen Auftritten auch das "Quälen des Märtyrers für
Deutschland und die Menschenrechte, Günter Deckert"
(Ex-NPD-Bundesvorsitzender), der bis Oktober 2000 eine mehrjährige
Haftstrafe wegen Volksverhetzung im baden-württembergischen Bruchsal
verbüßte.(36)
Zeitweilig war Rami auch Europakorrespondent für die auflagenstarke
arabische Tageszeitung "Al Shaab" ("Das Volk"). Eingeführt wurde Rami
den LeserInnen als "ungebeugter antizionistischer
Widerstandskämpfer", der an die Sache der "islamischen Bewegung"
glaube. Für "Al Shaab" interviewte Rami u.a. den deutschen Altnazi
Otto-Ernst Remer ("Freund der arabischen Völker"), einen notorischen
Holocaustleugner und zeitweiligen Militärberater von Nasser.(37)
Rami, der von einer "westlichen Intifada gegen die Judenherrschaft"
träumt,(38) plante 1992 einen internationalen Kongresses von
Holocaustleugnern in Schweden. Auf der Einladungsliste standen u.a.
Hamas und Hizb Allah. Sie alle sind sich mit Rami einig: "Man kann
sagen, daß das organisierte Weltjudentum der einzige Gewinner des
2.Weltkrieges ist. ... Das organisierte Weltjudentum erlangte durch
Auschwitz eine nie dagewesene Freiheit zur unkontrollierten
Machtentfaltung. Heute sitzen Juden an allen wichtigen Schalthebeln
der Macht in den USA"(39)
Regelmäßiges Rederecht haben notorische Holocaustleugner bei dem in
der iranischen Hauptstadt Teheran stationierten Rundfunksender "Radio
Teheran". In einschlägigen Kreisen ist er als Sprachrohr der
Internationale der Holocaustleugner hinreichend bekannt.
Interviewpartner von "Radio Iran" waren bisher u.a. der deutsche
Rechtsextremist Roland Bohlinger, Robert Faurisson (Frankreich),
David Irving (England), Ingrid Rimland (USA), Ernst Zündel (Kanada),
Gerd Honsik (Spanien) und der Australier Fredrick Toben, ein
gebürtiger Deutscher, der sich im Dezember 1999 in Teheran aufhielt.
Neben einem Rundfunkinterview gab Toben Presseinterviews und
referierte an Universitäten.
Iran-Kontakte hat auch der österreichische Holocaustleugner Wolfgang
Fröhlich. Dieser entzog sich im April 2000 der Verhaftung durch die
österreichische Polizei und suchte Eigenangaben zufolge in der
iranischen Botschaft in Wien um politisches Asyl nach. Fröhlich,
gegen den in Österreich wegen NS-Wiederbetätigung ermittelt wird, ist
seit seinem Abtauchen in die iranische Botschaft in Wien wie vom
Boden verschluckt. Der knasterfahrene Fröhlich, Ex-FPÖ-Bezirksrat,
war als Zeuge für Graf bei dessen Prozess aufgetreten und hatte dort
Massenvergasungen mit Zyklon-B als "technisch" nicht möglich
bezeichnete.
Ebenfalls Iran-Kontakte pflegt der bundesdeutsche Esoterik-Starautor
Jan van Helsing (= Jan Udo Holey), dessen esoterisches Weltbild von
rechtsextremistischer Ideologie, gespickt mit Antisemitismus sowie
wüstesten Verschwörungsszenarien, geprägt ist. Nach dem Verbot seines
2-bändigen antisemitisches Werkes "Geheimgesellschaften" in der
Bundesrepublik wurde er Eigenangaben zufolge in die iranische
Botschaft nach Bonn eingeladen. Vier Stunden will Helsing dort mit
einem führenden Diplomaten geredet haben. Helsingsche Machwerke
vertreibt auch der NPD-Verlag "Deutsche Stimme".
IRAK
Ende der 90er Jahre fanden sich in rechtsextremen Gazetten in der
Bundesrepublik und Österreich Anzeigen mit dem Titel "SOS Irak! Hilfe
für die Opfer des US-Embargos!" oder auch "New World Order. Stoppt
den Völkermord im Irak!".(40)
Die Initiatoren von "SOS Irak" (2001 bisher öffentlich nicht in
Erscheinung getreten) sind einschlägig bekannte Rechtsextremisten aus
der Bundesrepublik und Österreich; der bekannteste unter ihnen ist
Franz Schönhuber.
In den Anzeigen wurden die braunen Kameraden aufgerufen, Geld-u.
Sachspenden für die Bevölkerung im Irak zu entrichten: "Wer jetzt
hilft, hilft doppelt! Stoppen wir den Völkermord! Zeigen wir, daß die
deutsche Patrioten der Vernichtungspolitik der imperialistischen
Mächte nicht tatenlos zusehen werden!"
Unter dem Banner der Solidarität mit dem Irak wurde in den Anzeigen
kräftig gegen die in rechtsextremen Kreisen verhaßte "westliche
Wertegemeinschaft" gehetzt: "Wo bleibt der Prozeß vor einem
internationalen Tribunal gegen die herrschenden Machteliten der USA,
die derzeit die größte und mächtigste kriminelle Vereinigung der Welt
bilden, oder gegen ihre Marionetten in den europäischen
Regierungsetagen?"(41)
Vorbild der "SOS Irak"-Initiatoren ist die französische Organisation
"S.O.S. Enfants d'Irak" von Jany Le Pen, der Ehefrau des "Front
National"-Vorsitzenden Jean-Marie Le Pen. Dieser hielt sich im Mai
1996 selbst zu "humanitären Zwecken" in Bagdad auf. Sichtlich stolz
-wie auf Fotos zu sehen ist, schüttelte er dem Giftgas-Mörder Saddam
Hussein die Hand.
Als "Koordinator" von "SOS Irak" und Zuständiger für die "logistische
Abwicklung" trat der irakische Kaufmann Abdul Jebara in Erscheinung.
Der 1941 in Bagdad geborene Jebara, der Eigenbekunden zufolge den
FPÖ-Matador Jörg Haider "recht gut" kennt, lebt in Österreich und ist
dort angeblich als Import-Export-Unternehmer für Maschinen und
Kraftfahrzeuge zugange. Daß Jebara Kontakte zu deutschsprachigen
Rechtsextremisten unterhält, konnte man erstmals 1999 der
rechtsextremen Zeitschrift "Opposition" entnehmen. In einem Interview
mit dem Blatt betonte er: "Ich glaube, daß die Menschenrechte im Irak
mehr respektiert werden als in Europa oder Amerika." Über die
Situation in bundesdeutschen Gefängnissen verkündete Jebara: "Dort
werden Menschen schlimmer als Tiere behandelt. Dort werden Menschen
seelisch vernichtet. Jeder Mensch, der bei Euch in Deutschland hinter
Gefängnismauern landet, ist nicht mehr als eine Akte, eine Nummer,
kein Mensch mehr."(42)
Spektakuläre Schlagzeilen lieferte Jebara Ende der 80er Jahre in der
Bundesrepublik, wo er 29 Jahre lang lebte. 1988 wurde er wegen
illegaler Waffengeschäfte zu 6 1/2 Jahren Haft verurteilt. Im August
1990 ereilte Jebara überraschend die Entlassung und eine
Ausweisverfügung wurde erteilt. Damals rühmte sich Jebara" ein "enger
Freund" von Hussein zu sein. Pressemeldungen zufolge war Jebara in
den 70er und 80er Jahren der zentrale Verbindungsmann zwischen
Geheimdienst und Regierung in Bagdad auf der einen und BND und
anderen BRD-Behörden auf der anderen Seite. Engagiert war Jebara auch
bei der Vermittlung von Militärelektronik-Lieferungen an den Iran.
Die Lieferungen waren vom BND über die Münchner Firma Telemit
abgewickelt worden. Ebenso ist Jebara bei Gesprächen auf höchster
diplomatischer Ebene zugegen gewesen. Bei Treffen zwischen dem
damaligen BND-Chef Klaus Kinkel, dem späteren Außenminister, und dem
irakischen Innenminister, fungierte Jebara als Dolmetscher.
Der Irak ist für die Neonazi-Szene schon seit langem ein beliebtes
Solidaritätsobjekt.
So wollte 1991 der damalige Neonazi-Führer Michael Kühnen nach
Absprachen mit der irakischen Regierung eine internationale
Freiwilligeneinheit unter der Bezeichnung "Die Legion" aufstellen -
angelehnt an Hitlers "Legion Condor" im Spanischen Bürgerkrieg. Diese
sollte Hussein im Golfkrieg militärisch unterstützen. Ausgehandelt
hatte Kühnen, der als politischer und militärischer Leiter der
"Legion" vorgesehen war, daß seine Neonazi-Kämpfer neben einem
monatlichen Sold in Höhe von 3.000 Mark in irakischen Uniformen mit
eigenem Hoheitszeichen hätten auftreten sollen. Doch Kühnens
überraschender Aids-Tod vereitelte den Neonazi-Einsatz im Irak.
Kühnens einstige Weggefährten verfassen bis in die heutige Zeit
Ergebenheitsschreiben an Hussein:
Im Dezember 1998 teilte der Berliner Neonazi Arnulf-Winfried Priem
Hussein mit: "Wir wünschen uns aus vollstem Herzen, daß ihr Land
letztendlich ein ähnlicher 'Erfolg' für die Dollarimperialisten wird
wie es Vietnam war!"(43)
Im gleichen Monat tönte der einstige Kühnen-Stellvertreter Thomas
Brehl in einem Schreiben an die irakische Botschaft in Bonn: Hussein
ist ein "genialer Führer". Brehl wünscht Hussein "bei dieser
weltgeschichtlichen Auseinandersetzung viel Glück und Erfolg".(44)
Ihre Solidarität mit dem Irak zeigt die Neonazi-Szene auch regelmäßig
bei ihren Aufmärschen. Im Januar 1999 demonstrierten Neonazis in
Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern) unter dem Motto "Gegen
Bombenterror und US-amerikanische Kriegstreiberei! Für ein souveränes
Irak!". Ebenso im Dezember 1998 in Hamburg. Im Mai 2001 berichtete
die NPD-Postille "Deutsche Stimme" über eine Neonazi-Demo, die am
14.April 2001 in Jena unter dem Motto "Für eine Welt freier Völker!
Solidarität mit Palästina und dem Irak!" stattfand. Zu den
Unterstützern der Demo zählten neben der NPD als Veranstalter die
Neonazi-Truppe "Thüringer Heimatschutz", die "Initiative IDM -
Musiker gegen den Zeitgeist" und die "Interessengemeinschaft
"Deutsch/Arabische Freundschaft Berlin".
VERFASSUNGSSCHUTZ IST UNEINS
Seit dem 11.September 2001 haben Neonazis mehrfach auf
Demonstrationen Solidarität mit Palästina" bekundet. So fand am
15.September in Frankfurt/Oder eine Demonstration statt, an der ca.
100 Neonazis teilnahmen. Zahlreiche Neonazis trugen demonstrativ
Palästinensertücher um den Hals. Auf der Abschlusskundgebung sprach
der Neonazi-Führer Christian Worch und setzte mögliche
Vergeltungsmaßnahmen der USA für die Angriffe auf New York und
Washington mit Völkermord gleich und forderte die Bundesregierung
auf, sich nicht am "totalen, globalen Krieg" zu beteiligen.
Wenige Tage später konnte unter den Augen der Polizei Mario Schulz,
NPD-Kreisvorsitzender im brandenburgischen Ostprignitz-Ruppin, in
Neuruppin eine us-amerikanische Fahne verbrennen. "So sieht es aus,
das Zeichen des Terrors", rief Schulz während einer Demonstration der
NPD-Tarnorganisation "Aktionsgemeinschaft für Frieden und
Selbstbestimmung". Auf dem Marsch durch die Innenstadt von Neuruppin
skandierten die ca. 100 NPD-Anhänger Parolen wie "Solidarität mit
Palästina" und "USA, internationale Völkermordzentrale".(45)
Trotz der offenkundigen Beziehungen und Verflechtungen zwischen
deutschsprachigen Neonazis und fundamentalistischen Islamisten sind
sich die deutschen Verfassungsschützer in ihrer Einschätzung uneinig.
So meinte im Dezember 2000 Heiner Wegesin, Leiter des
Verfassungsschutzes Brandenburg, gegenüber dem ZDF, man habe im
Hamas-Umfeld aber auch anderer Organisationen "keinerlei Scheu mehr",
auf "Veranstaltungen der vornehmlich unorganisierten,
rechtsextremistischen Szene aufzutreten". Prompt widersprach in der
"Süddeutschen Zeitung" Herbert Müller, Islamismusexperte beim
Verfassungsschutz Baden-Württemberg, seinem Kollegen: "Ich halte die
These für gewagt. Ich suche seit Jahren nach Verflechtungen, aber ich
habe sie nicht gefunden. Zwar seien die Ideologien deckungsgleich -
Leugnung des Holocaust, Judenhass, Angst vor Fremden. Doch
funktionieren Begegnungen von Islamisten und Rechten nur, solange
hinterher jeder brav zu sich nach Hause zurückkehrt."(46)
Erstveröffentlicht in: "TRIBÜNE . Zeitschrift zum Verständnis des
Judentums", Heft 160, 4. Quartal, S.218 - S.232, 2001
http://www.tribuene-verlag.de
Anmerkungen:
1. zit. n. Konkret, 12/2000, S.18
2. Neben Jubel wird in Neonazi-Kreisen auch Verschwörungstheorien huldigendes Gedankengut verbreitet; demnach sei gar der israelische Geheimdienst Drahtzieher der Attentate. So verabschiedete die NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN)
auf ihrem 30. ordentlichen Bundeskongress am 22.September 2001 in Neustadt-Glewe ein Positionspapier zum "Amerika-Attentat". Darin orakelt die JN, "daß es sich bei den Anschlägen in den USA um eine strategische Operation westlicher und israelitischer G
eheimdienste handeln könnte, und zwar mit dem Ziel, in einer für israelische und US-amerikanische Hegemonialbestrebungen kritischen Phase die uneingeschränkte militärische Überlegenheit der US-Streitkräfte voll zur Geltung zu bringen." http://www.die-ko
mmenden.net/dk/prsse/01/jn_25_09.htm
3. zit. n. Skorzeny, Otto: Meine Kommandounternehmen. München 1976, S.150
4. http://www.zeit.de/2001/66/Politik/20016_s-hitler_new_yor.html
5. Der Pierce-Roman ist auch in deutscher Sprache auf der Homepage der "National Alliance" abufbar.
6. Interview mit Huber. In: "Der Morgenstern. Sprachrohr der NationalenInitiative Schweiz", 1/1998, S.12
7. vgl.dazu: Laske, Karl: Ein Leben zwischen Hitler und Carlos: Francois Genoud. Zürich 1996
8. Tronckaert, Denis: Zum Tode von Leon Degrelle. In: "Junge Freiheit", 17/1994
9. Die in Österreich bekannteste rechtsextreme Homepage "Wiener Nachrichten Online" (wno) veröffentlichte in deutscher Sprache Ende September 2001 ein Schreiben von Bin-Laden (24.September) an das "Volk von Pakistan", das von der Nachrichtenagentur A
l Jazeera in Kabul verbreitet wurde. Darin ruft Bin-Laden zum "Kampf des Islams gegen den geplanten jüdisch-christlichen Kreuzzug in Pakistan und Afghanistan" auf. Bin-Laden appelliert an alle "moslemischen Brüder" in Pakistan, "alles zu unternehmen, um
der Invasion der amerikanischen Kreuzritter" zu widerstehen: "Wir bitten Allah, uns über die Ungläubigen und Unterdrücker der Moslems siegen zu lassen und die neue jüdisch-christliche Kreuzzugs-Kampagne gegen Pakistan und Afghanistan abzuwehren." wno-D
omaininhaber ist ein "Walter Zetthofer" in Wien. http://www.wno.org/newpages/chr59.html
10. Enttarnt! Bin Ladens Schweizer Freunde. In: Blick (Schweiz) vom 16. September 2001
11. Eine eigenwillige Interpretation der Terrorakte bietet der international agierende Papst der Holocaustleugner David Irving: "The simple three line version of the horror is this: fanatical Muslim terrorists crash planes into the World trade Center,
as a symbolic centre of Jewish international finance, killing thousands, to punish the United States for their blind support of Nazi Israel's occupation of Palestine." http://www.fpp.co.uk/docs/Irving/RadDi/RadDi130901.html
12. http://www.deutsches-reich.de/deutscheskolleg/independence.html
13. Pressemitteilung vom 12. September 2001
14. Said, Mohammed: Der Heilige Krieg. In: "Sleipnir", 4/1995, S.1 - S.3.
15. a.a.O., S.21
16. http://www.front14.org/frontmann/fn-nwr/aktuell/akt09102000.htm
17. http://f17.parsimony.net/forum30378/messages/1175.htm
18. http://www.qoqaz.de/html/articlesjihadtrain.htm
19. Schönhuber, Franz: Weltweiter Kampf. In: "Nation + Europa", 11-12/2000, S.43
20. ders.: Immer unverschämter, schamloser, gnadenloser! In: "National-Zeitung", 16/2001, S.9
21. "Junge Freiheit", 34/2001, S.3
22. "Junge Freiheit" 48/2000, S.3
23. "Junge Freiheit", 38/1995, S.6
24. Steuckers, Robert: Islam und Europa - Verbündete? In: "Junge Freiheit" 4/1996, S.13
25. Spiegel warnt vor Bündnis Neonazis-Islamisten. In: Tagesspiegel vom 8. Januar 2001
26. HNG-Nachrichten, 1/1999, S.14
27. Bild am Sonntag v. 30.September 2001, S.5
28. http://BBZeitung.com
29. zit.n. Nationale für deutsch-palästinensische Freundschaft. In: "Informationsdienst" der "Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten", 1/1998, S.13
30. Honsik, Gerd: Freispruch für Hitlerü 36 ungehörte Zeugen wider die Gaskammer. Wien 1988, S.20. vgl. zu Alois Brunner: Hafner, Georg / Schapira, Esther: Die Akte Alois Brunner. Warum einer der größten Naziverbrecher noch immer auf freiem Fuß ist. F
rankfurt 2000
31. Die Flucht von Johannes von Leers hatte der dänische Waffen-SS-Freiwillige Vagner Kristensen organisiert. Kristenen lebt heute im baden-württembergischen Rastatt und publizierte noch bis in die jüngste Zeit in Waffen-SS-treuen Postillen wie "Der F
reiwillige" und "Die Kameradschaft".
32. Aufzeichnung der Mahler-Erklärung zum Prozessbeginn am 9.Oktober 1972, herausgegeben von der Roten Hilfe - Hamburg, Oktober 1972
33. Privatarchiv Friedrich Klein
34. Jad Vaschem kritisch gesehen. In: Berliner Zeitung v. 1. Februar 2000
35. zit. n. "Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung", 4/1997, S.303
36. Ahmed Rami zu offiziellem Besuch in Teheran. In: "Phoenix", 4/1999, S.12
37. Kamal, Yassir (Hg.): Das Remer-Interview in Alshaab. Barcelona / Spanien 1993
38. Brief von Rami an Robert Faurisson, Symbolfigur des französischen Revisio nismus, vom 28. April 1991
39. Interview mit Rami. In: "Deutschland Report" 4/1995, S.6
40. Z.B. in der rechtsextremen Zweimonatszeitschrift "Opposition", 1/1999, S.17
41. ebd.
42. Interview mit Jebara. In: Opposition 1/99, a.a.O., S.8 - S.13
43. Privatarchiv Maegerle
44. Privatarchiv Maegerle
45. Funktionär der NPD verbrennt USA-Fahne. In: Berliner Zeitung v. 24. September 2001
46. Rechtsradikale mit Islamisten vernetzt. In: Süddeutsche Zeitung v. 7. Dezember 2000
Weiterführende Lektüre:
Friedrich Paul Heller: Der Kampf gegen die "Ostküste", 2001
NS-Archiv: Der Großmufti von Jerusalem beim Führer
Joseph Katz: Muftism and Nazism: World War II Collaboration Documents
mfg Martin Blumentritt http://www.martinblumentritt.de/
"Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer"(Hosea 6.6)