Post by Sonja SchleswigKomplementärfinanzierung zwingt, das Projekt auch selbst zu
unterstützen, als Sicherung für Geldgeber Bund, dass den Empfängern
das auch "wirklich" wichtig ist? Grüße, Sonja
Ja, das ist ein beliebtes Werkzeug der Finanzpolitik. Ich kenne das und
es wirkt auch stark.
Ich habe in meinem Berufsleben etwa 500.000.- € öffentliches Geld pro
Jahr verwaltet. Eigentlich tut man das äußerst sparsam und kritisch,
denn das Geld gehört ja nicht mir sondern dem Staat und damit den
Bürgern. Ich war beruflich bedingt sehr geizig.
Erschwerend kommt hinzu, dass man nicht ausgegebenes Geld in nächsten
Jahr nicht mehr bekommt. Denn die Finanzverwaltung arbeitet immer noch
oft nach dem Minimalprinzip. Nicht mehr so oft, aber immer noch oft.
Ergo: Einsparungen "lohnen" sich für den Mittelverwalter nicht. Das Geld
ist nächstes Jahr weg.
Daneben gibt es immer mehr "Trüffelschweine". Das sind Leute im
öffentlichen Dienst, die die Aufgabe haben, "Förderungen" zu finden und
zu nutzen. Und Förderungen, besonders nicht abgerufene, gibt es eine
ganze Menge im Subventionsstaat Deutschland.
Ein Trick, als die "überschüssigen Mittel", wie Einsparungen im
ÖD-Jargon genannt werden, abzugreifen, sind Komplentärfinanzierungen.
Und die funktionieren genau so wie Du beschrieben hast: wenn ich
100.000.- € frei gebe, legt der Bund oder das Land noch 100.000.- €
drauf, so dass ich scheinbar meine Möglichkeiten verdoppelt habe.
Am Ende des Jahres sind aber tatsächlich 100.000.- € weniger auf dem
Konto. Zwar habe ich einen Gegenwert von 200.000.- € für den Einsatz
aber das Ergebnis bleibt: es fehlen 100.000.- € in der Kasse.
Bei Politikern wirkt das ungemein. Ähnlich dem "Peter-Prinzip", nachdem
jeder so oft befördert wird, bis er das größtmögliche Maß an Unfähigkeit
erreicht hat, werden solche Anliegen immer höher über Dir angemeldet und
Dein Name genannt, damit jeder weiß, wer "auf dem Geld sitzt" und daher
scheinbar gemaßregelt werden muss.
Danach hatte ich verstanden, warum die Staatsverschuldung ein Loch ohne
Boden ist, das immer größer wird. Es gibt viel zu viele Interessenten an
Ausgaben als an Einsparungen (Mehr Einnahmen sind keine Alternative für
mich, weil die Bürger den Staat nur soweit finanzieren sollten, dass er
ausreichend funktioniert).
FW