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2007-04-04 07:59:15 UTC
Artikel aus: "Der neue Tag", 6.3.2007:
Neonazis holen aus Kirche Unterschriften
Bürgermeister Reiner Gäbl über Vorgehen der Rechtsextremen erschüttert
- Polizei ermittelt
Eslarn. (ms) Dreister geht es wohl nicht. Mehrere Neonazis stürmten in
die Katholische Pfarrkirche in Eslarn und entwendeten dort aufgelegte
Unterschriftenlisten gegen die NPD. Die Polizei ermittelt wegen
Diebstahls.
Die Aktion, die sich bereits am Sonntag vor einer Woche abgespielt
hat, löste im Grenzmarkt Kopfschütteln, aber auch Angst aus. "Ich war
erschüttert, mit welcher Skrupellosigkeit diese Leute vorgehen", sagt
Bürgermeister Reiner Gäbl. "Die gehen in die Kirche rein und klauen
die Unterschriftenlisten." Das zeige, dass hier ein Gefahrenpotenzial
vorhanden ist, das nicht unterschätzt werden dürfe.
Der SPD-Ortsverein beteiligt sich an der bundesweiten
Unterschriftenaktion "NDP jetzt verbieten". Damit soll erreicht
werden, dass das Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme Partei
wieder aufgenommen wird. "Da Bischof Gerhard Ludwig Müller einer der
ersten Unterzeichner war, baten wir unseren Pfarrer Erwin Bauer, er
möge doch die Aktion mit begleiten", berichtet Gäbl. Der Seelsorger
habe bereits im Vorjahr mitgeholfen, dass die NPD in Eslarn ihr
Sommerfest nicht feiern konnte.
Der Geistliche sagte sofort wieder seine Unterstützung zu und legte
die Unterschriftenlisten sogar in der Kirche aus. Im 8.30-Uhr-
Gottesdienst schrieben sich auch zahlreiche Gläubige in die Zettel
ein. Drei Listen, so der Pfarrer, seien schon voll gewesen.
Pfarrer gedroht
Noch vor der 10.30-Uhr-Messe fuhr mindestens ein Auto mit Nürnberger
Kennzeichen vor, berichten Augenzeugen. Sie wissen von fünf bis acht
Personen. Wahrscheinlich drei kurzgeschorene Männer in Ledermänteln
stürmten ins Gotteshaus und schnappten sich die Listen. Zudem sollen
sie geäußert haben, mit dem Bürgermeister und dem Pfarrer hätten sie
noch ein Hühnchen zu rupfen. Da sich die Unterzeichner mit der vollen
Adresse eingetragen haben, geht bei einigen jetzt die Angst um.
Der Eslarner Seelsorger meldete den Vorfall der Grenzpolizei. Der Chef
der Inspektion Waidhaus, Polizeirat Robert Hausmann, bestätigte am
Montag, dass seine Dienststelle wegen Diebstahls ermittle - "sehr
intensiv". Die Leute seien eindeutig der rechten Szene zuzuordnen.
Seine Beamten würden alles versuchen, die Täter zu ermitteln. Hausmann
bittet die Bevölkerung um Mithilfe: "Wer zu dem Vorfall Informationen
geben kann, soll sich bei uns melden." Die Rufnumer lautet:
09652/1890. Vor allem Angaben zu Farbe und Fabrikat des Fahrzeugs
wären wichtig.
Die Grenzpolizei hat laut Hausmann über rechtsextreme Umtriebe in
Eslarn keine Erkenntnisse. Recherchen unserer Zeitung ergaben, dass an
besagtem Wochenende der NPD-Landesvorstand in dem Grenzmarkt getagt
hat. Erst nach heftigen Protesten kündigte ein Eslarner Geschäftsmann
im vergangenen Jahr den Mietvertrag für ein Gelände an der Grenze.
Hier sollte das Sommerfest der NPD steigen. Der "Bayerntag" wurde in
Regensburg gefeiert.
"Wehret den Anfängen"
Für Sommer ist bereits eine Musikveranstaltung beantragt worden, über
die man in Eslarn alles andere als glücklich ist. "Wir können sie
nicht verhindern", bedauert Bürgermeister Gäbl. Die ausgewählten Bands
kämen aus dem Gothic-Bereich. Gäbl: "Ich bin sehr skeptisch und
beobachte das ganz genau."
Pfarrer Bauer ließ sich von der kriminellen Aktion nicht
einschüchtern: "Ich ducke nicht." Er hat inzwischen neue
Unterschriftenlisten aufgelegt. Es hätten sich schon wieder etliche
Bürger eingetragen, informiert der 51-Jährige; er auch. "Wehret den
Anfängen!", appelliert der Priester nicht nur an die Eslarner.
Neonazis holen aus Kirche Unterschriften
Bürgermeister Reiner Gäbl über Vorgehen der Rechtsextremen erschüttert
- Polizei ermittelt
Eslarn. (ms) Dreister geht es wohl nicht. Mehrere Neonazis stürmten in
die Katholische Pfarrkirche in Eslarn und entwendeten dort aufgelegte
Unterschriftenlisten gegen die NPD. Die Polizei ermittelt wegen
Diebstahls.
Die Aktion, die sich bereits am Sonntag vor einer Woche abgespielt
hat, löste im Grenzmarkt Kopfschütteln, aber auch Angst aus. "Ich war
erschüttert, mit welcher Skrupellosigkeit diese Leute vorgehen", sagt
Bürgermeister Reiner Gäbl. "Die gehen in die Kirche rein und klauen
die Unterschriftenlisten." Das zeige, dass hier ein Gefahrenpotenzial
vorhanden ist, das nicht unterschätzt werden dürfe.
Der SPD-Ortsverein beteiligt sich an der bundesweiten
Unterschriftenaktion "NDP jetzt verbieten". Damit soll erreicht
werden, dass das Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme Partei
wieder aufgenommen wird. "Da Bischof Gerhard Ludwig Müller einer der
ersten Unterzeichner war, baten wir unseren Pfarrer Erwin Bauer, er
möge doch die Aktion mit begleiten", berichtet Gäbl. Der Seelsorger
habe bereits im Vorjahr mitgeholfen, dass die NPD in Eslarn ihr
Sommerfest nicht feiern konnte.
Der Geistliche sagte sofort wieder seine Unterstützung zu und legte
die Unterschriftenlisten sogar in der Kirche aus. Im 8.30-Uhr-
Gottesdienst schrieben sich auch zahlreiche Gläubige in die Zettel
ein. Drei Listen, so der Pfarrer, seien schon voll gewesen.
Pfarrer gedroht
Noch vor der 10.30-Uhr-Messe fuhr mindestens ein Auto mit Nürnberger
Kennzeichen vor, berichten Augenzeugen. Sie wissen von fünf bis acht
Personen. Wahrscheinlich drei kurzgeschorene Männer in Ledermänteln
stürmten ins Gotteshaus und schnappten sich die Listen. Zudem sollen
sie geäußert haben, mit dem Bürgermeister und dem Pfarrer hätten sie
noch ein Hühnchen zu rupfen. Da sich die Unterzeichner mit der vollen
Adresse eingetragen haben, geht bei einigen jetzt die Angst um.
Der Eslarner Seelsorger meldete den Vorfall der Grenzpolizei. Der Chef
der Inspektion Waidhaus, Polizeirat Robert Hausmann, bestätigte am
Montag, dass seine Dienststelle wegen Diebstahls ermittle - "sehr
intensiv". Die Leute seien eindeutig der rechten Szene zuzuordnen.
Seine Beamten würden alles versuchen, die Täter zu ermitteln. Hausmann
bittet die Bevölkerung um Mithilfe: "Wer zu dem Vorfall Informationen
geben kann, soll sich bei uns melden." Die Rufnumer lautet:
09652/1890. Vor allem Angaben zu Farbe und Fabrikat des Fahrzeugs
wären wichtig.
Die Grenzpolizei hat laut Hausmann über rechtsextreme Umtriebe in
Eslarn keine Erkenntnisse. Recherchen unserer Zeitung ergaben, dass an
besagtem Wochenende der NPD-Landesvorstand in dem Grenzmarkt getagt
hat. Erst nach heftigen Protesten kündigte ein Eslarner Geschäftsmann
im vergangenen Jahr den Mietvertrag für ein Gelände an der Grenze.
Hier sollte das Sommerfest der NPD steigen. Der "Bayerntag" wurde in
Regensburg gefeiert.
"Wehret den Anfängen"
Für Sommer ist bereits eine Musikveranstaltung beantragt worden, über
die man in Eslarn alles andere als glücklich ist. "Wir können sie
nicht verhindern", bedauert Bürgermeister Gäbl. Die ausgewählten Bands
kämen aus dem Gothic-Bereich. Gäbl: "Ich bin sehr skeptisch und
beobachte das ganz genau."
Pfarrer Bauer ließ sich von der kriminellen Aktion nicht
einschüchtern: "Ich ducke nicht." Er hat inzwischen neue
Unterschriftenlisten aufgelegt. Es hätten sich schon wieder etliche
Bürger eingetragen, informiert der 51-Jährige; er auch. "Wehret den
Anfängen!", appelliert der Priester nicht nur an die Eslarner.